Lange haben wir den Lesetipp des Monats etwas schleifen lassen. Aber nun gibt es ein kleines Revival mit dem Bestseller „Freiheit“ von Jonathan Franzen.
Eckdaten zum Autor:
Jonathan Franzen wurde 1959 in, Illinois, USA, geboren. Er ist ein bekannter amerikanischer Schriftsteller, der für seine anspruchsvollen und zeitgenössischen Romane bekannt ist. Franzen wuchs in einer intellektuellen Familie auf und entwickelte frühzeitig eine Leidenschaft für das Lesen und Schreiben. Er begann seine literarische Karriere mit dem Schreiben von Kurzgeschichten für verschiedene Literaturzeitschriften. Seinen Durchbruch erzielte mit seinem Roman „Die Korrekturen“ im Jahr 2001.
Als Autor ist Franzen für seinen akribischen Schreibstil und seine scharfsinnige Beobachtungsgabe bekannt. Er behandelt oft Themen wie Familie, Beziehungen, Umwelt und die Auswirkungen der modernen Technologie auf die Gesellschaft. Seine Werke sind von einer gewissen Melancholie geprägt, die oft mit einer Prise schwarzen Humors verbunden ist.
Wichtigste und bekannteste Werke:
- Die Korrekturen, 2001
- Freiheit, 2010
- Unschuld, 2018
- Crossroads, 2021
Inhalt:
In „Freiheit“ schildert Jonathan Franzen die Geschichte der Berglund-Familie und ihre individuellen Kämpfe um Liebe, Beziehungen und persönliche Freiheit.
Im Mittelpunkt steht das Ehepaar Patty und Walter und deren gemeinsamer College-Freund Richard. Patty war einst angehende Profi-Basketballerin. Sie verguckt sich zunächst in den aufregenden, rebellischen Rockmusiker Richard. Doch schließlich kommt sie mit dem eher langweiligen Walter zusammen, hängt ihre Sportkarriere an den Nagel, wird seine Frau und Mutter.
Im Laufe der Ehe zweifelt Patty immer wieder an ihrer Entscheidung. Richard, der inzwischen eine erfolgreiche Musikkarriere hingelegt hat und mit einem Groupie nach dem nächsten schläft, hat immer noch eine magische Anziehungskraft für sie. Walter dagegen stürzt sich in sein Umweltschutzprojekt, um eine gefährdete Vogelart zu retten.
Als die beiden Kinder alt genug und ausgezogen sind, werden die Beziehungsprobleme zwischen Patty und Walter immer drastischer. Denn sie haben sich über die Jahre entfremdet, werden von den Geistern der Vergangenheit geplagt und suchen jeder auf seine Art nach Freiheit. Genauso wie ihre Kinder, die ihre eigenen Wege gehen wollen ohne von den Traumata der Eltern erdrückt zu werden.
Unsere Meinung:
„Freiheit“ ist ein unheimlich vielschichtiger Roman, der das komplexe Zusammenspiel von persönlicher Freiheit, Verantwortung und den Schwierigkeiten des modernen Lebens erkundet. Jonathan Franzen stellt durch seine Charaktere und ihre Geschichten Fragen über Identität, Liebe und die Suche nach einem erfüllten Leben.
Dabei nimmt sich Franzen viel Zeit, um seine Charaktere lebensnah und psychologisch dicht zu beschreiben. So entwirft er ein realistisches Bild einer Bildungsbürgertumsfamilie, mit der man sich eindeutig identifizieren kann. Ihre Werte und Ideale werden auf die Probe gestellt. Sie kommen in Versuchung und erliegen diesen auch. Damit hält Franzen dem Leser den Spiegel vor. Denn mit diesen alltäglichen Problemen können wir uns alle identifizieren. Wobei Franzen nie mit erhobenem Zeigefinger schreibt!
Das Buch liest sich unheimlich flüssig und Franzen hat eine schöne Schreibe. Allerdings war es an einigen Stellen einfach etwas langatmig. In der ersten Hälfte war ich beim Lesen hochmotiviert, mehr zu erfahren und habe mich von den Charakteren und ihren Entwicklungen fesseln lassen. Doch irgendwann war die Anfangsfaszination weg und ich hatte etwas Probleme durchzuhalten. Aber im Großen und Ganzen ist „Freiheit“ ein ausgeklügelter, tiefsinniger und anspruchsvoller Roman.