James Gordon Farrell: Troubles

„Troubles“ von James Gordon Farrell beschreibt die letzten Tage des Britischen Empires in Irland. Der Roman spielt in den 1920er Jahren, zur Zeit des Irischen Unabhängigkeitskriegs. Der Protagonist, Major Brendan Archer, reist nach Irland, um seine angebliche Verlobte Angela Spencer zu besuchen. Sie lebt im heruntergekommenen Majestic Hotel, einem riesigen Koloss von einem Gebäude, das Farrell geschickt als Symbol für das zerfallende Empire nutzt.

Tatschlich ist „Troubles“ der erste Band von Farrells „Empire Triologie“. Die folgenden Bände „Die Belagerung von Krishnapur“ und „Singapur im Würgegriff“ haben ähnliche Thematiken – hauptsächlich den Verfall des Britischen Empires. Aber sind als alleinstehende Geschichten lesbar.

In Troubles bildet das Majestic Hotel mit seinen bröckelnden Fassaden und leeren Korridoren den perfekten Hintergrund für die zunehmende politische Instabilität. Während Major Archer dort mit der englischen Oberschicht und ihren absurden Ritualen konfrontiert wird, spürt er die wachsende Feindseligkeit und den Aufruhr, der sich in Irland breitmacht. Das Hotel wird zum Schauplatz des schleichenden Verfalls – sowohl des persönlichen als auch des politischen.

Farrell gelingt es, Tragik und Humor gekonnt zu verbinden. Die Figuren, allen voran die exzentrische Familie Spencer, wirken oft wie aus der Zeit gefallen. Doch gerade durch ihre Skurrilität offenbart sich die Tragik eines Imperiums, das verzweifelt versucht, seine Macht zu behaupten. Gleichzeitig zieht sich eine Atmosphäre der Bedrohung durch den Roman, die eine düstere Vorahnung auf die bevorstehenden Konflikte liefert.

Der Roman schildert nicht nur die politische Situation, sondern auch das Scheitern persönlicher Beziehungen. Allen voran denen des spleenigen Vaters von Angela, der weder sein zunehmend verfallendes Hotel, noch das Schicksal seine Kinder retten kann und bis zum Schluss nicht einsehen will, dass die Welt sich verändert.

Major Archer ist dagegen mit uns ein Beobachter des ganzen. Er ist abgeschreckt von den schrägen Charakteren in und um das Hotel. Aber dennoch lassen ihre Schicksale ihn nicht los. Er wird zum Beobachter eines Systems, das nicht mehr zu retten ist, gefangen in einer absurden Mischung aus Ignoranz und Arroganz.

Troubles besticht durch seine ironische, oft beißende Sprache. Farrell gelingt es, die Konflikte und Widersprüche jener Zeit humorvoll und tiefgründig zugleich darzustellen. Das Buch ist mehr als eine historische Erzählung – es ist ein Blick auf die Absurditäten des Kolonialismus und den unausweichlichen Niedergang eines Imperiums, das seinen Zenit längst überschritten hat. Ein Werk, das nachdenklich stimmt und den Leser mit einem bitter-süßen Lächeln zurücklässt.

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