Henning Mankell: Das Auge des Leoparden

In „Das Auge des Leoparden“ erzählt Henning Mankell die tragische Geschichte von Hans Olofson. Der schwedische Mann reist in den 1970ern nach Sambia und taucht dort in eine völlig fremde und herausfordernde Welt ein. Die Story beginnt mittendrin. Wir erleben Hans im Malariarausch. Er ist voller Panik, mit einem Gewehr eingeschlossen in seinem Schlafzimmer. Sind die Feinde echt? Oder phantasiert der Kranke nur?

Rückblende. Wir erfahren nach und nach, dass Hans seine Heimat hinter sich gelassen hat. Nach dem Tod seines besten Freundes, einer unglücklichen Liebe und einer Mutter, die ihn früh verlassen hat und einem Alkoholiker als Vater hält ihn nichts daheim. Er will den Traum einer Freundin erfüllen: Einmal nach Sambia! Und so landet er dort auf einer Geflügelfarm.

Das Leben in Sambia erweist sich als extrem schwierig. Hans wird mit kulturellen Unterschieden, politischen Unruhen und rassistischen Spannungen konfrontiert. Er kann die weißen Siedler mit ihren krass rassistischen Einstellungen nicht verstehen. Stattdessen versucht er mit seinen Mitteln, die Kluft zwischen sich und seinen Arbeitern zu überwinden.

Aber die Einheimischen begegnen ihm mit Misstrauen und Ablehnung, und er muss ständig um die Sicherheit seiner Farm kämpfen. Seine Isolation – sowohl örtlich als auch menschlich – und die ständige Bedrohung durch Gewalt setzen ihm psychisch und physisch zu. Während er versucht, sich in dieser feindlichen Umgebung zurechtzufinden, kämpft er auch mit seiner eigenen inneren Zerrissenheit und den Geistern seiner Vergangenheit.

Mankell schildert nicht nur die äußeren Schwierigkeiten, sondern auch die inneren Konflikte und Einsamkeit von Hans. Die Begegnung mit der afrikanischen Realität wird für ihn zu einem existenziellen Kampf. „Das Auge des Leoparden“ ist nicht nur ein Abenteuerroman, sondern auch eine tiefgründige Erkundung der Themen Identität, Einsamkeit und das Fremdsein in einer anderen Kultur.

Henning Mankell gelingt es in „Das Auge des Leoparden“, die komplexen Beziehungen zwischen Kolonialgeschichte, Rassismus und persönlichen Traumata eindrucksvoll darzustellen. Wir tauchen ein in ein System aus Spitzeln, geheimen Machthabern und Korruption von Verwaltung und Regierungsparteien. Der Roman wirft wichtige Fragen über das Verhältnis zwischen Europäern und Afrikanern auf und lädt den Leser dazu ein, über die eigene Rolle und Verantwortung in einer globalisierten Welt nachzudenken.

Mankells erzählerisches Talent und seine Fähigkeit, lebendige und authentische Charaktere zu schaffen, machen „Das Auge des Leoparden“ zu einem fesselnden und bewegenden Leseerlebnis. Man spürt, wie Hans immer mehr vereinsamt. Man spürt seine Panik. Und seine Paranoia. Mankell schafft es gekonnt, diese starken Emotionen durch seine Worte heraufzubeschwören. Als Leser werden wir vollkommen in den Bann dieser Welt gezogen und versuchen uns mit Hans einen Reim darauf zu machen.

Ein packendes Leseerlebnis, dass uns gleichzeitig einen eindrucksvollen Einblick in das Leben im postkolonialen Afrika gibt.

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