Emanuel Bergmann: Tahara

Achtung! Hier kommt vielleicht eine „unpoplar opinion“. Gestern erschien Emanuel Bergmanns neuer Roman „Tahara“. Ich hatte mich schon richtig drauf gefreut, weil ich sein Debüt „Der Trick“ wirklich gerne gelesen habe. Aber „Tahara“ fand ich dagegen ziemlich anstrengend. Was vor allem an dem nervigen Protagonisten und der toxischen On-Off-Liaison der Hauptcharaktere lag.

Um was geht es also in „Tahara“? Emanuel Bergmann entführt uns in die glitzernde Welt des Filmfestivals von Cannes, wo der berühmte Filmkritiker Marcel Klein auf die verführerische Französin Héloïse trifft. Die Geschichte beginnt mit einer prickelnden Mischung aus Rivalität und Anziehungskraft, während Marcel und Héloïse zwischen Presse-Events und Partys eine leidenschaftliche Beziehung eingehen.

Bergmanns Charaktere müssen sich mit der Tahara reinwaschen

Bergmann gelingt es schon sehr gut, die Atmosphäre des Filmfestivals einzufangen und uns in diese Bubble voller Intrigen und Geheimnisse zu entführen. So muss sich Marcel gegen konkurrierende Journalisten durchsetzen, um seiner Redaktion die beste Story und das beste Interview zu liefern.

Doch die Konkurrenz steigt ihm zu Kopf, das Interview mit der Star-Schauspielerin läuft schief. Und so greif Marcel in die Trickkiste: Er denkt sich seine Skandalstory einfach selber aus. Und tritt damit eine Lawine los.

Aber der skrupellose Journalist und Héloïse, die geheimnisvolle Schönheit, tragen beide ihre eigenen dunklen Geheimnisse, die im Laufe der Handlung aufgedeckt werden. Doch leider dominiert Marcel Kleins Selbstmitleid und Gejammer oft die Erzählung. Er entpuppt sich im Laufe der Handlung immer mehr als Prototyp des alten, weißen Mannes, der weiß, dass seine Blütezeit eigentlich vorbei ist. Und die toxische Dynamik von der Beziehung zwischen Marcel und Héloïse ging mir beim Lesen mehr und mehr auf die Nerven. Für mich hat das den Lesegenuss leider etwas getrübt.

Trotz der unsympathischen Charaktere scheint Emanuel Bergmanns Talent als Erzähler aber dennoch durch die Seiten hindurch. Er kann die Atmosphäre von Cannes und der Côte d’Azur super einfangen. Nur seine Hauptdarsteller waren in diesem Fall leider nicht meins.

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