Dorothy L. Sayers: Der Glocken Schlag

Dorothy L. Sayers‘ Der Glocken Schlag (im Original: The Nine Tailors) gehört zu den faszinierendsten Kriminalromanen der britischen Zwischenkriegszeit. Die Geschichte um Lord Peter Wimsey, den kultivierten Hobbydetektiv, verbindet klassische Detektivarbeit mit einer außergewöhnlichen Atmosphäre und einer ungewöhnlichen Thematik: der Kunst des Glockenläutens.

In einem verschneiten englischen Dorf, wo die Kirche und ihr imposantes Glockenspiel das Herzstück des Lebens bilden, wird eine Leiche entdeckt – in einem Grab, das für jemand anderen gedacht war. Die Handlung entfaltet sich langsam und verwebt das Geheimnis des Mordes mit den jahrhundertealten Traditionen des Glockenläutens. Sayers bettet die komplexe Technik des Glockenklangs so in die Handlung ein, dass sie zu einem wesentlichen Teil der Erzählung werden. Die Glocken werden fast zu weiteren Figuren in der Geschichte.

Für mich war diese Thematik jedoch manchmal etwas zu ausführlich. Die technische Präzision, mit der Sayers die Kunst des Glockenläutens schildert, verlangte Geduld und wirkte stellenweise wie ein Fachbuch. Auch die Handlung selbst brauchte Zeit, um an Fahrt aufzunehmen – etwa bis zur Mitte des Buches.

Was Der Glocken Schlag besonders macht, ist zum einen die Atmosphäre rund um das kleine verschneite englische Dorf. Und zum anderen die liebevoll gezeichneten Figuren, besonders die Dorfbewohner und ihr Pastor, Mr. Venables.

Im letzten Drittel zieht die Spannung dann, Gott sei Dank, spürbar an. Der Mordfall, die Dorfbewohner und die Historie des Ortes verschmelzen zu einer komplexen Geschichte. Für Fans von Sayers und klassischen Detektivromanen lohnt sich die Lektüre – besonders, wenn man bereit ist, sich auf das Thema Glockenläuten einzulassen. Für mich hat sie die Handlung leider aber oftmals sehr gezogen, sodass mich dieser Krimi leider nicht ganz so umhauen konnte.

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