Cecilia Rabess: Alles gut

Der Eichborn Verlag sieht in diesem Frühjahr gelb! Erst eroberte das gelbe Cover von Yellowface die Buchläden und Bookstagram. Nun sieht man das gelbe Erdbeer-Titelblatt von „Alles gut“ von Cecilia Rabess überall aufploppen.

Worum geht’s? Jess und Josh lernen sich auf der Uni kennen und gehen sich dort mächtig auf die Nerven. Die beiden könnten kaum unterschiedlicher sein: Jess ist liberal, schwarz, geht gern feiern und hängt mit ihren Freunden ab. Josh ist weiß, konservativ, eher zurückhaltend und konzentriert sich auf seine Karriereplanungen. Ständig geraten die beide in Kursdiskussionen aneinander.

Ein paar Jahre später treffen sie sich schließlich bei Goldman Sachs in New York wieder. Jess hat dort als einzige Schwarze einen Job als Traderin gelandet. Als Josh ihr dort gleich am ersten Tag über den Weg läuft, ist sie super genervt. Aber schnell wird er zu einer Art Mentor für sie und die beiden fühlen sich immer mehr zueinander hingezogen. Es kommt, was kommen muss: Die beiden werden ein paar. Aber wenn da doch nur nicht ihre unterschiedlichen Einstellungen zum Leben wären…

„Alles gut“ ist jedoch keine reine Liebesgeschichte. Stattdessen werden schwerwiegende Gesellschaftsthemen wie Rassismus, Politik oder Feminismus angeschnitten. Diese Grundidee fand ich total spannend. Der Roman von Cecilia Rabess hat mich total an eine Mischung aus Austens „Stolz & Vorteil“ und Juli Zehs Aufregerbuch „Zwischen Welten“ erinnert. Denn bei Zeh sind auch zwei Schulfreunde mit völlig verschiedenen Weltansichten aufeinandergeprallt.

Ähnlich wie bei Zeh ist es auch bei Cecilia Rabess: Jeder der Protagonisten hat eine andere Ausgangssituation, ganz unterschiedliche Faktoren, die ihr Leben gestaltet haben und daher rührt auch ihre politische Einstellung. Dass das Buch zum Ende der zweiten Amtszeit von Obama spielt und wir dort schon die Wahlkampferfolge von Trump mitverfolgen, spielt natürlich auch eine große Rolle. Können zwei Menschen mit so unterschiedlichen Positionen eine Beziehung auf Augenhöhe führen? Ist alles gut zwischen Jess und Josh? Das sind absolut berechtigte Fragen. Vor allem in den USA, wo es ja nur zwei Parteien zur Wahl gibt.

Leider war für mich die Geschichte aber einfach nicht rund. Es gibt so vielen Punkte, dass ich sie hier gar nicht alle aufzählen kann. Der Hauptfaktor ist sicher, dass ich beide Figuren überhaupt nicht sympathisch fand. Wir erfahren in der Geschichte überwiegen Jess‘ Perspektive. Josh hingegen bleibt ein passiver, distanzierter und stoischer Charakter. Ganz wie Mr. Darcy wird man seiner beim Lesen oft nicht so richtig „habhaft“.  Er wandelt sich auch nicht im Laufe der Handlung. Seine Meinung ist seine Meinung. Andere Faktoren werden nicht eingeschlossen. Keines der Argumente von Jess scheint ihn zum Umdenken oder Überdenken zu bringen.

Jess ist dafür mit ihrer Unsicherheit, ihrem Verheimlichen und ihrem permanenten Überreagieren super anstrengend. Vielmehr scheint sie sich auch wohlwissentlich immer mehr in eine Abhängigkeit von Josh zu begeben. Beruflich. Finanziell. Emotional.

Ich verstehe, dass das Buch zum Nachdenken anregen soll. Und die Themen, die Cecilia Rabess anschneidet, sind richtig und wichtig. Rabess will damit eine Diskussion anstoßen über eben diese Punkte, die unsere Gesellschaft so oft spalten. Aber die Kombination mit der Liebesgeschichte, den nervigen Figuren und das merkwürdige Ende, das auch keine richtige Auflösung bringt, verwässern das leider für mich.

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