Benjamin Myers: Der längste, strahlendste Tag

Nachdem ich Anfang des Jahres erst „Offene See“ von Benjamin Myers gelesen hatte und es mich sehr berührt hat, wollte ich unbedingt mehr von diesem Autor lesen. Nun habe ich das mit „Der längste, strahlendste Tag“ umgesetzt.

Das Buch ist eine Sammlung von achtzehn Kurzgeschichten. Diese hat Myers wohl über einen Zeitraum von 15 Jahren geschrieben und einige wurden auch bereits veröffentlicht. In allen Geschichten geht es um Männer, obwohl die Männer nicht unbedingt das direkte Thema der Geschichten sind. Kein Wunder aber, denn der englische Titel der Sammlung lautet auch „Male tears“.

Die Geschichten könnte von ihrer Länge und ihren Settings nicht unterschiedlicher sein. Die Protagonisten sind meist Außenseiter oder Eigenbrödler. Wir begegnen einem Museumswärter, der eine Ausstellung bewachen muss. Ein Paar erhofft sich am längsten Tag des Jahres eine göttliche Fügung. Es geht um Landwirtschaft, Musik, Kunst oder Natur.

Benjamin Myers untersucht mit seinen Kurzgeschichten die männliche Psyche

Besonderes letztere steht oft im Vordergrund. Viele der Geschichten konzentrieren sich weniger auf die Figuren, als darauf, durch die Umgebung und wie diese beschrieben wird, eine passende Atmosphäre aufzubauen. Und diese ist oft etwas düster oder auch melancholisch angehaucht.

Die Ich-Erzähler müssen sich meist einem Hindernis stellen oder eine Veränderung in ihrem Umfeld stellen. Dabei hat der Umgang damit oft schreckliche Folgen. Für mich war tatsächlich die erste Kurzgeschichte von Myers dabei am eindrücklichsten. In „Tausend Morgen englische Erde“ erzählt Myers die Geschichte von einem alten Farmer, der seine Arbeit an die moderne Landwirtschaft anpassen muss und der von seiner Erntemaschine schwer verletzt wird. Parallel dazu folgt die Erzählung einem Jungen in derselben Gegend, der auf einem Schrottplatz eine alte Jagdfalle findet. Und auch dieser Handlungsstrang findet ein tragisches Ende.

Bei so einer vielfältigen Sammlung kann natürlich nicht jede Story ein Volltreffer sein. Und ich tue mich oft eh mit Kurzgeschichten schwer, da sie oft schon vorbei sind, wenn man gerade richtig in der Handlung angekommen ist. Gerade damit habe ich mich auch hier schwergetan. Da manche Stories nur aus wenigen Sätzen oder Seiten bestehen. Aber Benjamin Myers zeigt hier definitiv ganz eindrücklich wie bunt und fantasievoll seine Erzählpalette ist. Für mich kam diese Stärke in den längeren Erzählungen besser zum Vorschein.

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