Amélie Nothomb: Psychopompos

Amélie Nothomb zählt seit Langem zu meinen literarischen Fixsternen. Ihre Werke begleiten mich seit Jahren, und nur wenige Autorinnen schaffen es, mit so wenig Worten so viel Tiefe zu erzeugen.

Nun hat Notbomb ein neues Buch veröffentlich: Psychopompos. Der Titel verweist auf die mythologische Figur, die Seelen ins Jenseits begleitet. Nothomb nimmt diesen Begriff als Ausgangspunkt für eine persönliche Spurensuche. Es geht um den Tod ihres Vaters, um ihre Kindheit in Japan, China und Bangladesch. Vor allem aber geht es um Vögel. Kraniche, Spatzen, Krähen – sie tauchen immer wieder auf. Als Boten. Als Erinnerungen. Als Traumbilder.

Die Erzählweise ist fragmentarisch. Szenen wechseln rasch. Gedanken werden angerissen und nicht immer weitergeführt. Manchmal entfalten sich poetische Momente. Dann wieder wirkt es wie eine lose Notiz. Mir fehlte ein roter Faden. Vieles bleibt vage, angedeutet, entrückt.

Beim Lesen von Psychopompos habe ich mich oft gefragt, worauf das alles hinauslaufen soll. Die Bilder sind flüchtig. Die Sprache wie immer präzise, aber diesmal ohne Sog. Ich kam nicht recht hinein. Und ich kam auch nicht weiter.

Vielleicht war das Buch „Psychopompos“ für Nothomb ein sehr persönlicher Akt der Verarbeitung. Vielleicht ging es ihr nicht darum, verstanden zu werden. Vielleicht muss man sich als Leser einfach darauf einlassen. Bei mir hat das diesmal nicht so gut funktioniert.

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