Amélie Nothomb: Blaubart

Es ist mal wieder Zeit für einen neuen Post über die Bücher von Amélie Nothomb. Diesmal geht es um ihre eigene Interpretation der Märchenfigur Blaubart, einem Frauenmörder.

Verstaubter alter Adel trifft auf junge hippster Französin

Die Geschichte spielt in Paris unserer Zeit. Doch die Hauptfigur Don Elemirio ist tief in der Vergangenheit steckengeblieben. Seit dem Tod seiner Eltern vor 20 Jahren verlässt er sein schickes Stadtpalais nicht mehr und jeglicher technologischer Fortschritt geht an ihm vorbei. Genug Geld aus seiner alten Adelsfamilie gestattet ihm auch, seinen zurückgezogenen, altbackenen Lebensstil zu pflegen.

Umso verwunderlicher ist es, dass er ein Zimmer seiner Luxuswohnung untervermietet. Die junge Saturnine kann es kaum glauben, dass sie so ein schickes Zimmer in bester Lage für einen Spottpreis bekommt. Aber schon bei der Besichtigung sollte sie eigentlich stutzig werden. Es stellen sich nur Frauen vor, die eigentlich das Zimmer gar nicht wollen, sondern die Gelegenheit nutzen wollen, um Don Elemirio zu sehen. Auch flüstern sie Saturnine ängstlich zu, dass alle vorherigen Mitbewohnerinnen verschwunden wären.

An Gerüchten ist auch immer etwas Wahres dran

Saturnine lässt sich von diesem Geschwätz nicht einschüchtern und zieht bei Don Elemirio ein. Am Anfang versucht sie, sich von ihrem merkwürdigen Vermieter fernzuhalten, doch die Neugier überwiegt. Bei gemeinsamen Abendessen und Flaschenweise teurem Champagner findet sie heraus, dass er in alle seine Mitbewohnerinnen verliebt war und er sehr betrübt darüber ist, dass ihm alle Frauen abhandengekommen sind. Der Grund dafür ist ein geheimisvolles Zimmer in der Wohnung, das Don Elemirio strikt verboten hat zu betreten. Es ist seine Dunkelkammer zum Fotografieren und Fotos entwickeln. Aber alle Frauen waren zu neugierig und dachten, er würde es nicht merken, wenn sie einmal heimlich dort reinschauen würden. Diese Neugier kostete sie das Leben.

Saturnine ist schockiert als sie dies herausfindet und denkt, dass sie klüger ist und nicht auf diese dumme Falle tappt. Wie es tatsächlich ausgeht, will ich euch nicht verraten. Aber das Ende ist wundervoll poetisch und künstlerisch inszeniert. Einfach mal wieder ein meisterhaftes Märchen à la Nothomb.

Weitere Bücher von Amélie Nothomb

Damit habe ich nun schon mein fünftes Buch von dieser witzigen Autorin auf unserem Blog vorgestellt. Die anderen Posts findet ihr hier nochmal verlinkt:
Die Kunst, Champagner zu trinken
Töte mich
Die Reinheit des Mörders
Der japanische Verlobte



Facebooktwitterrssinstagram

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert