Ich habe mich wirklich auf Vergeltung, den achten Band der Millennium-Reihe, gefreut. Nach der enttäuschenden Fortführung durch David Lagercrantz schien Karin Smirnoff mit dem letzten Band endlich neuen Schwung in die Serie zu bringen. Doch leider hat mich dieser Teil schwer enttäuscht.
Die Handlung ist in der kleinen Stadt Gasskas angesiedelt, wo wirtschaftliche Interessen und Aktivismus aufeinanderprallen. Lisbeth Salanders Nichte Svala, die ich im vorherigen Band als spannende Figur empfand, schließt sich einer Gruppe von Aktivisten an, um gegen die Wiedereröffnung eines stillgelegten Tagebaus zu kämpfen. Parallel dazu versucht Mikael Blomkvist, sich in seiner neuen Rolle als Lokaljournalist einzufinden. Und Lisbeth ist auf der Suche nach ihrem verschwundenen Hacker-Freund Plague. Alle Stränge laufen letztlich zusammen. Das klingt spannend, oder? Leider nicht so ganz.
Die Sprache des Romans wirkte auf mich abgehackt und wenig einladend. Sie hinderte mich oft daran, wirklich in den Flow der Geschichte einzutauchen. Die Handlung war geprägt von Zufällen und übertriebenen Verbindungen zwischen Figuren, die sich immer wieder begegnen – oft auf absurde Weise. Das machte es schwer, wirklich mitzufiebern.
Was mich besonders enttäuscht hat: Die zentralen Figuren der Serie wirken blass. Lisbeth Salander, einst eine der faszinierendsten Protagonistinnen des Thrillergenres, ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Mikael Blomkvist taucht kaum auf und wirkt wie ein Statist in einer Geschichte, die keinen richtigen Fokus findet. Sogar Svala, die im letzten Band viel Potenzial gezeigt hat, konnte mich diesmal nicht begeistern.
Natürlich ist es unfair, Smirnoff direkt mit Stieg Larsson zu vergleichen. Aber ich habe den Eindruck, dass sie in diesem Band die Essenz der Serie aus den Augen verloren hat. Es fehlen die akribische Plotführung, der Sog der Figuren und die emotionale Wucht, die Larssons Bücher so stark machten.
Für mich bleibt Vergeltung der bislang schwächste Band der Reihe. Die Hoffnung auf eine Rückkehr zu alter Stärke verblasst – und das ist besonders schade für eine Serie, die einmal so vielversprechend war.