„Das Tiefland“ von Jhumpa Lahiri ist ein einfühlsamer und vielschichtiger Roman, der die Geschichte zweier Brüder und ihre verzweigten Lebenswege erzählt. Das Buch spielt in Kalkutta, Indien, und spannt sich über mehrere Jahrzehnte, wodurch Lahiri die Leser tief in die Kultur und die politischen Umwälzungen der Region eintauchen lässt.
Die Brüder Subhash und Udayan wachsen in den 1950er Jahren in einem bescheidenen Haus im Tiefland von Kalkutta auf. Obwohl sie unzertrennlich sind, unterscheiden sie sich stark voneinander. Subhash ist der besonnene, pflichtbewusste Bruder, der sich den Erwartungen seiner Eltern fügt und sich ganz dem Studium widmet. Udayan hingegen ist rebellisch und idealistisch. Er schließt sich der maoistischen Naxalit-Bewegung an, die gegen die sozialen Ungerechtigkeiten in Indien kämpft.
Während Subhash in die USA zieht, um seine Studien fortzusetzen, bleibt Udayan in Kalkutta und vertieft sich immer mehr in die radikale Politik. Er heiratet heimlich Gauri. Udayans Engagement für die revolutionäre Sache führt schließlich zu seinem gewaltsamen Tod durch die Polizei, ein Ereignis, das das Leben seiner Familie für immer verändert.
Lahiri nimmt den Leser mit in ein Tiefland der Emotionen
Im Verlauf des Romans werden die komplexen Beziehungen und inneren Kämpfe der Charaktere intensiv beleuchtet. Lahiri zeigt die tiefen emotionalen Wunden, die durch politische und persönliche Entscheidungen entstehen, und die unvorhersehbaren Wege, die das Leben nehmen kann.
Lahiri hat die Gabe, wunderschön zu schreiben. Ihre Schilderungen haben mich total in den Bann gezogen. Obwohl ich mich mit keiner der Figuren so stark identifizieren konnte wie bei „Der Namensvetter“, fand ich dennoch, dass die Geschichte mich in ihren Bann gezogen hat. Das liegt vielleicht auch daran, dass bei „Der Namensvetter“ der Fokus auf einer Figur liegt. Hier werden wir einer Vielzahl an Charakteren und deren Perspektiven und Gefühlen gegenübergestellt.
Dennoch ist „Das Tiefland“ ein absolut bewegendes Werk über Familie, Identität und die Suche nach einem Platz in der Welt. Jhumpa Lahiri zeichnet ein lebendiges Bild von Liebe und Verlust, das lange im Gedächtnis bleibt und zeigt, wie die Schatten der Vergangenheit die Gegenwart und Zukunft formen.