Truman Capote: Kaltblütig

Mit „Kaltblütig“ hat Truman Capote ein Meisterwerk des True Crime-Genres geschaffen. Das Buch verwischt die Grenzen zwischen Literatur und Journalismus und hat damit zu seiner Zeit für viel Aufregung gesorgt. Die Farmerfamilie Clutter wird eines Morgens von den Nachbarn ermordet aufgefunden. Das Einzige, das im Haus fehlt: 40 Dollar und ein kleines Radio. Lange tappen die Ermittler im Dunkeln. Bis durch einen Zufall der ausschlaggebende Hinweis auf die Mörder herauskommt.

Die detaillierte Rekonstruktion dieses grausamen Verbrechens im ländlichen Kansas und die tiefgehende Analyse der Täter, Perry Smith und Richard „Dick“ Hickock, machen das Buch zu einem packenden und zugleich verstörenden Leseerlebnis.

Kaltblütig rollt ein reales Verbrechen auf

Capote beginnt seine Erzählung mit Schilderungen der Opfer. Die Clutters werden als eine Vorzeigefamilie dargestellt: Sie gehen in die Kirche. Die Nachbarn lieben sie. Die arme Mutter leidet unter einer Nervenkrankheit und wird vom Mann liebevoll umsorgt. Fast wirkt die Familie schon zu perfekt. Gleichzeitig macht es die Brutalität des Verbrechens umso schockierender.

„Kaltblütig“ wechselt immer wieder die Perspektive und begleitet die Täter. Capote gelingt es, die komplexe Psychologie von Smith und Hickock darzustellen, ohne sie zu verteufeln. Er zeigt sie im Laufe der Handlung als Produkte ihres Umfelds und ihrer Kindheiten. Dabei kommt Perry allerdings definitiv besser weg. Denn Dick ist ein bisschen zu sehr Schwätzer und Frauenaufreißer.

Capote scheint die Frage umzutreiben: Was macht einen Menschen zu einem Mörder? Genau deshalb scheinen auch die späteren Mithäftlinge der Täter so detailliert geschildert zu werden.

Besonders beeindruckend ist Capotes akribische Recherchearbeit. Er verbrachte wohl sechs Jahre damit, das Verbrechen, die Ermittlungen und die Gerichtsverfahren zu untersuchen. Diese gründliche Recherche spiegelt sich in der Detailgenauigkeit des Buches wider und verleiht der Geschichte eine bemerkenswerte Authentizität.

Mir hat dieses Buch auf jeden Fall ganz schön Gänsehaut gemacht. Die Tatsache, wie die Opfer ausgewählt wurde, und dass sie letztendlich für 40 Dollar ihr Leben verloren haben, ist einfach grausig.

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