Wir schreiben das Jahr 632 nach Ford. In der modernen Zivilisation gibt es nur einen Staat, eine Regierung. Und die Menschen werden nur noch künstlich in der Brut- und Normzentrale mit Hilfe von Flaschen „gezüchtet“, dann entkorkt und bis ins Kindesalter genormt. Schon vor der Geburt wird bestimmt, in welche Kaste die Kinder eingeteilt werden. Alphas bilden die höchste Kaste, Epsilons die unterste, deshalb wird ihnen als Embryo Sauerstoff entzogen, weil sie für ihre niederen Tätigkeiten nicht so viel Verstand brauchen. Im Kindergarten der Zentrale werden die Kleinen indoktriniert. Bücher und Blumen sollen sie fürchten, starke Gefühle werden abgelehnt. Stattdessen wird Konsumverhalten gefördert, sexuelle Bedürfnisse sollen ausgelebt werden und Soma, eine synthetische Droge, gilt als Lösung für alles.
In diese düster-futuristische Welt stürzt Aldous Huxley die Leser seines Bestsellers. Hauptfigur ist Sigmund Marx, ein Alpha-Mann, der allerdings durch seine körperliche Unterentwicklung vom Großteil der Gesellschaft gemieden wird. Auch seine Aussagen, die sich gegen das System richten, bringen ihm nicht wirklich viele Freunde ein… nur Lenina Braun ist bereit, sich mit ihm zu treffen. Gemeinsam reisen die beiden in ein Reservat, wo es noch „Wilde“ gibt, die nicht an die moderne Gesellschaft angepasst sind, sondern ganz ursprünglich leben. Dort treffen sie durch Zufall auf Feline und ihren Sohn Michel. Feline lebt einst auch in der modernen Gesellschaft. Doch bei einem Besuch im Reservat ging sie verloren und lebt seitdem mit den Wilden zusammen. Wirklich anpassen konnte sie sich jedoch nie. Und auch Michel, der im Reservat geboren wurde, wird von den Eingeboren ímmer ausgegrenzt. Umso mehr freuen sich die beiden, dass Lenina und Sigmund sie wieder mit in die Zivilisation nehmen. Doch die eigentliche Errettung aus der wilden Welt entpuppt sich als schlimmer Fehler. Denn wie kann ein Mensch, der die Liebe zur Natur, zur Literatur und zu seinen Mitmenschen kennt, in dieser technischen Utopie überleben? – Gar nicht!
Ich war nach dem Lesen wirklich unheimlich begeistert von dem Buch. Zwar zeichnet es eine schreckliche Zukunftsvision der Welt ab, die heute noch aktueller ist, als zu der Zeit, in der Huxley die Geschichte geschrieben hat: Genmanipulation, Verherrlichung des Schönen, Kaufrausch, Drogenkonsum, Oberflächlichkeiten und, und, und. Dabei sind die Dialoge und Szenen teilweise aber so skurril und überzogen, dass man einfach nur Lachen kann. Gleichzeitig kommt man aber immer wieder ins Grübeln. Ein wirklich tolles Buch, dass in wenigen Seiten unheimlich viel verpackt!
Hey Friedelchen 🙂
Ja, ganz so wie der Hintergrund sieht es bei uns zu hause noch nicht aus. Aber wir arbeiten schwer daran 😉
Ohh ein Re-Read kann ich dir echt empfehlen. Ich glaube, dass man dann auch noch auf ganz viele andere Dinge achtet, die bisher noch nicht aufgefallen sind. Finde, dass das wirklich ein ganz besonderes Buch ist.
LG Cat
Hallo, woah das ist aber eine große Bücherwand im Hintergrund, auch wenn sie wohl gekachelt ist 🙂
"Schöne neue Welt" habe ich als Teenie auch gelesen und war sehr beeindruckt. Allerdings fällt mir jetzt gerade auf, dass mir die ganzen Anspielungen auf Marx, Ford etc. damals gar nicht so bewusst waren. Es wird also Zeit für einen Re-Read 🙂
Gut, bei mir ist es schon länger her; bin nicht mehr so drin ;D Aber das Ende verfolgt mich halt wirklich bis heute. Das fand ich unheimlich.
Jaaa, genauso war das! Echt unheimlich! Überhaupt hat mich Michel sehr berührt mit seiner Liebe zu Shakespeare und seiner naiven Liebe zu Lenina. Schlimm, wie ein Mensch in so einem System untergeht. Und auch Feline, die einfach nur noch im Rausch ihrem Lebensende entgegenfiebert… schreckliche Vorstellung!
Ich hab das Buch damals auch verschlungen, war ein echt tolles, wenn auch erschreckendes Buch. Vor allem die letzte Seite (ich hoffe ich irre mich gerade nicht), als beschrieben wird wie die Füße in eine Richtung, dann in die andere baumeln. Oder zumindest in dieser Art. Das geht mir bis heute unter die Haut.