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David Lagercrantz: Verfolgung

Ein neuer Fall für Lisbeth Salander und Mikael Blomkvist! Mit Verfolgung erschien in diesem Jahr der 5. Band der Millenium-Reihe. Ursprünglich stammt die ja von Stieg Larsson, wird nun aber seit Larssons Tod von David Lagercrantz weitergeführt. Schon 2015 kam der vierte Band unter dem Titel Verschwörung heraus. Lange hatte ich überlegt, ob ich die Reihe trotzdem weiterlese. Zum Schluss hat die Neugierde einfach überwogen. Und auch jetzt musste ich einfach den fünften Band weiterlesen, um herauszufinden, wie es mit Lisbeth Salander weitergeht.

Der vierte Band endete nämlich mit einem spannenden Cliffhanger – natürlich, man muss die Leser ja an der Stange halten. Gemein nur, dass dieser gar nicht aufgelöst wird im neuen Band! Stattdessen geht es um zwei völlig andere Storylines! Lisbeth ist im Gefängnis gelandet und setzt sich dort für eine Mitinhaftierte Faria ein. Diese ist verwickelt in einer Geschichte rund um Ehrenmorde und radikale Islamisten – klar, das passt ja auch zu aktuellen Lage in der Welt! Und Mikael recherchiert unterdessen mal wieder in alten Akten rund um Lisbeths Kindheit und stößt dadurch auf eine Geschichte über Zwillingsexperiment.

Ich muss zugeben, dass mich die Geschichte ziemlich enttäuscht zurückgelassen hat. War der erste Lagercrantz-Band noch ein solider Roman, der wenigstens von der Erinnerung, die man an die liebgewonnenen Figuren hat, lebt, steckt im fünften Band nicht mehr viel davon. Die faszinierenden Recherchen, Geheimnisse die entschlüsselt werden müssen, das Suchen nach der Nadel im Heuhaufen, was man in den Larsson-Romanen so faszinierend fand – das blieb alles auf der Strecke. Dort saß man mit Lisbeth und Mikael im Dunkeln und suchte nach dem Lichtschalter. Bei Lagercrantz wird einem hier die Lösung quasi parallel serviert, während die Protagonisten noch suchen. Wäre es ein x-beliebiger Krimi mit anderen Figuren würde würde ich vielleicht ein Auge zudrücken können und denken: Ja, das war schon ok. Aber wenn man sich eben an die Fortsetzung einer solch erfolgreichen Reihe macht, muss man damit leben, verglichen zu werden. Und der fünfte Band ist leider sehr weit weg vom Original entfernt – zumindest, was den Stil angeht.

Überhaupt hatte die Geschichte rund um die Zwillingsexperimente nichts wirklich neues an sich. Es wirkte, als ob Lagercrantz einfach nur die alten Konflikte rund um Lisbeth, ihre schwere Kindheit und die Zeit in der Psychiatrie aufwärmt und uns das dann lauwarm serviert. Es hatte für mich nichts Neues, Aufregendes oder Überraschendes. Auch das ganze Leben rund um die Millenium-Redaktion bleibt total auf der Strecke. Das war ja auch ein Hauptbestandteil der original Geschichten. Davon ist nicht mehr viel zu hören, Erika Berger, Mikaels Geschäftskollegin bei Millenium, kommt auch nicht mehr wirklich vor. Nach Band 4 dachte ich noch, ok, ich gebe dem Lagercrantz eine Chance. Der Cliffhanger um Lisbeths Vergangenheit hat Hoffnung auf Spannendes gemacht. Aber Band 5 hat mich im großen und ganzen leider nur enttäuscht.

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