Anneliese Mackintosh: So bin ich nicht (Gretas Storys)

Skurril, krass, verrückt, schräg, schonungslos – Ich glaube, ich könnte die Reihe an Adjektiven, die mir nach der Lektüre von Anneliese Mackintoshs Debütroman „So bin ich nicht“ einfallen, noch ewig weiterführen. Selten hat mich eine Geschichte mit solch einer Verwirrtheit zurückgelassen. Und bis jetzt kann ich mich ehrlich gesagt noch nicht richtig entscheiden, ob ich das Buch gut fand oder nicht. Denn die Geschichte um Greta ist wirklich schonungslos, derbe-unanständig und befremdlich – aber dann auch wieder unendlich traurig, tragisch und fast poetisch an manchen Stellen.

Mit Gretas Geschichte hat Mackintosh nach dem Tod ihres Vaters ihre Lebensgeschichte verarbeitet. Dabei gibt sie gleich zu Beginn an:

  1. 68% sind wirklich passiert.
  2. 32% sind es nicht.
  3. Ich werde es nie verraten.

Und das ist vielleicht auch gut so. Denn sonst würde man aus dem Grübeln gar nicht mehr rauskommen, was denn nun wirklich Annelieses Schicksal war und welches Gretas. Und würde der Autorin vielleicht auch gar nicht mehr wirklich ins Gesicht schauen können. Denn was Mackintosh schreibt, ist krass. Sie lässt ihre Protagonistin so einiges mitmachen. Es geht um Drogen, Alkoholexzesse und Sex. Viel Sex. Das ist definitiv nichts für prüde Leser.

In 30 losen Episoden reiht Mackintosh Gretas Schicksal aneinander. Wir blicken in ihre Kindheit, behütet und umsorgt auf dem Land. Wir sehen die Ehe der Eltern zerbrechen. Den pornosüchtigen Vater krank werden und an Krebs sterben. Die alkohlkranke Mutter, die sich online nach neuen Männer umsieht. Die labile Schwester, die immer wieder versucht, sich das Leben zu nehmen. Und eine Greta, die versucht im Ozean ihres Lebens den Kopf über Wasser zu behalten. Alles ausprobiert, um das perfekte Ich zu werden. Die beste Version ihrer selbst. Auf der Suche nach dem ersten Orgasmus. Der perfekten Figur. Dem Traummann. Und doch  scheitert Greta immer wieder an sich selbst.

Dieses Buch ist etwas ganz anderes. Es ist direkt, „in your face“, nimmt kein Blatt vor den Mund. Und ich weiß, wie gesagt, bis jetzt nicht, was ich genau davon halten soll. Schon während des Lesens schwankte ich immer wieder, ob ich dieses Buch lieben oder hassen soll. Die derbe Schreibweise hat es definitiv in sich. An mancher Stelle ist es schon sehr heftig. Die Episoden echt abgedreht. Und ich musste mich über Greta und ihr unreflektiertes Verhalten manches Mal schon fast aufregen. Andererseits mochte ich es total, das Greta so eine Anti-Heldin ist. Sie ist herrlich unperfekt. Gegen den Mainstream. In gewisser Weise hat sie an Hannah aus der TV-Serie „Girls“ erinnert. Und gleichzeitig so skurril, dass ich laut lachen musste.

Gretas Story ist definitiv nicht jedermanns Geschmack. Wer aber gerne mal über den Tellerrand schaut bei der Lektüre und etwas ganz anderes, verrücktes lesen möchte, der sollte dem Buch auf jeden Fall eine Chance geben.

Vielen Dank an den Aufbau Verlag für das Rezensionsexemplar!

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