Stephen King: Joyland

Ok, ok,… jetzt wird es peinlich für mich. Aber ich gestehe lieber gleich zu Beginn dieses Posts, bevor ich mich nachher outen muss. Durchatmen – hier kommt’s: Joyland ist tatsächlich das allererste Buch von Stephen King, das ich gelesen habe. Und – ja es geht noch schlimmer – ich habe auch noch keine einzige Verfilmung seiner Bücher gesehen! So! Jetzt ist es raus. Die Karten sind auf dem Tisch. Ich konnte also halbwegs unvoreingenommen an Joyland herangehen, da ich wirklich absolut keine Vergleichsmöglichkeiten habe. Ist ja bei so manch einer Lektüre auch ein Vorteil. 🙂

Also habe ich mich auf die Reise ins Joyland gemacht, einem Vergnügungspark im North Carolina der 70iger Jahre. Hier heuert der Student Devin Jones an, um in den Sommerferien als „Happy Helper“ den Schaustellern zur Hand zu gehen – was so viel bedeutet wie Achterbahnwaggons schrubben, Wände streichen, als Animateur auftreten und „das Fell“ des Maskottchens „Howie the Happy Hound“ zu tragen und so verkleidet die Kinder zu bespaßen.

Der Park-Alltag ist natürlich ein Knochenjob, aber Devin findet großen Gefallen daran, vor allem die Kinder als Howie zu erheitern. Noch viel wichtiger: Der Job hält ihn davon ab, ständig an seine Ex-Freundin Wendy zu denken, die ihn eiskalt in einem Brief abserviert und gegen einen anderen ausgetauscht hat. Auf beide Aspekte – Devins Liebeskummer und seinen Aufgaben im Park – verwendet King in seiner Erzählung unheimlich viel Zeit bzw. Seiten. Wir erfahren mehr über den Slang der Jahrmarktsleute, wie Devins Aufgaben im Park aussehen, welche Tänze die Animateure alle kennen müssen, welche Tricks genutzt werden, um den Parkbesuchern noch etwas Geld aus der Tasche zu leier. Im Prinzip nimmt dies den größten Teil des knapp 350ig Seiten starken Buches ein.Nur leicht angedeutet wird diesem Großteil des Handlungsverlaufs die mystisch-gruselige Ebene. Denn es gibt in dem Vergnügungspark zwar eine Achterbahn, in der es angeblich spuken soll, aber was es damit wirklich auf sich hat, bleibt lange unter Verschluss. Dabei soll es sich angeblich um den Geist eines ermordeten Mädchens handeln, der dort sein Unwesen treibt und dessen Mörder nie gefunden wurde. Außerdem gibt es im Park eine Hellseherin, die Devin nachsagt, auf ihm würde ein Schatten liegen und er solle ja auf sich Acht geben. Außerdem sagt sie voraus, dass Devin zwei Kinder treffen wird: ein Mädchen und einen Jungen mit einem Hund. Kurz darauf rettet Devin ein kleines Mädchen, das einen Hotdog verschluckt hat, vor dem Ersticken. Und dann trifft er am Strand auf seinem Weg zur Arbeit auf einen kleinen Jungen im Rollstuhl und dessen Mutter.

Aber wie schon gesagt: Den Hauptteil der Geschichte nimmt Devins Leben im Park ein und seine „Teenie-Probleme“ – wenn ich das mal so bezeichnen darf. Erst ziemlich zum Schluss gibt es mehr Details zu dem mysteriösen Mordfall und einen großen Showdown auf den letzten paar Seiten. Ansonsten liest sich Joyland für mich eher wie ein Jugendroman als wie ein Thriller-Gruselschocker, den man eigentlich von Stephen Kind erwarten würde. Wie zu Beginn gebeichtet: Ich habe keinen Vergleich zu anderen Bücher oder Filmen. Aber der Name Stephen King wird ja eigentlich schon quasi als Synonym verwendet für Horrorgeschichten, die einem die Nackenhaare aufstehen lassen. Das hat mir ehrlich gesagt etwas gefehlt bei dieser Geschichte. Es plätschert irgendwie alles ruhig vor sich hin und ist eher etwas seichter von der Handlung. Ein „Coming-of-Age-Roman“, der von einem Jugendlichen handelt, der seinen Weg ins Leben finden und seine erste große Liebe überwinden muss. Aber wirklich gruselig-spannend-aufregend war die Story leider nicht. Wäre für mich eher etwas leichte Urlaubslektüre, bei der man nicht groß nachdenken muss. Mein Fazit daher leider eher: Kann man lesen, muss man aber nicht unbedingt.

Vielen Dank an den Heyne Verlag für das Rezensionsexemplar!

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8 Kommentare

  1. Hi,

    ich fand das Buch auch eher langweilig. Ich hatte vorher schon Bücher von Stephen King gelesen und habe daher auch etwas anderes erwartet. Besonders der Anfang war, wie du ja auch geschrieben hast, doch ganz schön langweilig.

    Ich finde aber an sich, dass die älteren Bücher von Stephen King wesentlich besser waren, als die, die in den letzten Jahren erschienen sind. Sein Stil hat sich doch sehr verändert.

    Gruß Jessica

    1. Es war mein erstes Buch von Stephen King – und ich hatte mir wirklich etwas anderes vorgestellt… Inzwischen habe ich noch den ersten Band vom dunklen Turm gelesen. Das war definitiv besser, aber hat mich auch noch etwas ratlos zurückgelassen. Viele Grüße Britta

  2. Oh, das tut mir ja leid mit deinem Post… der ist jetzt wahrscheinlich irgendwo in den unendlichen Weiten des Internets verschollen… Wie oben schon geschrieben: Es möchte ich auf jeden Fall noch von ihm lesen. Und Shining ist jetzt auch gleich auf die Liste gerückt. Wird wohl noch etwas dauern, bis ich dazu komme. Der Stapel an Büchern zu hause ist einfach zu hoch grade. Aber ich werde das auf jeden Fall noch nachholen und dann wieder berichten. Vielen Dank für deinen Tipp auf jeden Fall!!

    LG Cat

  3. Ich dachte ich hatte einen Kommentar zu deinem Post geschrieben, wer weiß wo der wieder gelandet ist.

    Joyland war vielleicht nicht das, was man als typischen King erwartet hat, aber du musst zugeben es ist gut geschrieben.
    Um in die alten Horrorzeiten einzutauchen würde ich auch "Shining" empfehlen, einschl .der Verfilmung mit Jack Nicholson.
    Aber auch "Es" fand ich sehr spannend. Es wäre eigentlich eine Idee, dass Buch jetzt nochmal zu lesen um festzustellen ob es mich heute noch so in seinen Bann ziehen könnte. Hierzu aber bitte keine Verfilmungen anschauen.

  4. Hallo liebe Alex,

    erst einmal danke für deinen lieben und langen Kommentar! Und ja: Schande über mich… Asche auf mein Haupt… meine Kollegin – ein absoluter King-Fan – hat auch schon mit mir geschimpft… aber zum Glück habe ich ja jetzt einen Anfang gemacht – und gelobe Besserung! Werde mir deine Empfehlungen auf jeden Fall mal genauer ansehen. King habt aber auch einfach schon unheimlich viele Bücher geschrieben. Meine Güte! Da weiß man als "Einsteiger" ja kaum, wo man anfangen soll. "Es" steht auf jeden Fall auch noch auf meiner To-Read-Liste! Hast du da schon Erfahrung mit gemacht?

    Liebe Grüße
    Cat

  5. Hi Cat,

    nachdem ich meine Kinnlade wieder eingesammelt habe (sie war auf der Tastatur aufgeschlagen… kein King, noch nie, ehrlich???) geht's jetzt halbwegs. Und trotz des King-Suchtproblems und der entsprechend verklärten Sicht muss ich dir Recht geben: Joyland ist sehr ruhig, dreht sich primär um Devin und seine Sorgen, richtig spooky und schockierend wird's irgendwie nicht.

    Es ist auch echt jedesmal schwierig, wenn man einem Neuling ein "typisches King-Buch" oder noch schlimmer "das beste King-Buch" empfehlen möchte, um die Begeisterung zu verdeutlichen.
    Meine Sucht begann mit "Feuerkind" und "Das Mädchen" (ich kann schon nicht mehr sagen welches das Erste war…). "Feuerkind" gab es mal günstig als Doppelband mit "Cujo" (da komm ich bis heute kaum ran…) und es hat mich sofort fasziniert. "Das Mädchen" ist ganz anders (weniger Action, mehr Atmosphäre) und trotzdem unterm Strich genauso: fesselnd!

    Als Einstieg zu den etwas klassischeren Kings wäre wohl "Sara" oder "Shining" geeignet, bei beiden merkt man die Fähigkeit Horror und Grusel zusammen mit einer packenden und irgendwie doch tiefgründigeren Geschichte zu verpacken.
    Ich mag aber auch die neuen Kings extrem gern, vielleicht wäre "Wahn" was für dich? Wenn es auch ein bisschen Walking-Dead sein darf vielleicht "Puls"?

    King Verfilmungen sind dann übrigens die Kür 😉 da schwadroniere ich das nächste Mal drüber (bin aber auch gar kein Experte!)…

    Liebe Grüße
    Alex

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