Sister Carrie Dreiser

Lesetipp des Monats: Sister Carrie

Vor einer Weile bin ich im Buchladen auf ein wunderhübsches Büchlein gestoßen, das ich euch gerne als Lesetipp des Monats vorstellen würde. Es geht um Theodore Dreisers Sister Carrie, das vom Verlag „Die andere Bibliothek“ in einer traumhaften Ausgabe mit Schuber neu herausgegeben wurde. Eine echte Perle! Tolles Papier, passende Illustrationen in bestechendem rot und der hübsche Schuber machen das Buch optisch schon zu einem absoluten Highlight. Aber auch die Story hat mir beim Lesen unheimlich gut gefallen.

Sister Carrie Buchlingreport
Sister Carrie

Eckdaten zum Autor:

Theodore Herman Albert Dreiser lebte von 1871 bis 1945 in den USA und war einer der Hauptvertreter des literarischen Naturalismus in Amerika. In seinen Romanen schildert Dreiser nüchtern und schlicht von dem Untergang seiner literarischen Figuren in der modernen Großstadt, in der nur die Starken überleben können. Sein erster Roman Sister Carrie blieb zu Dreisers Lebzeiten tatsächlich ziemlich erfolglos. Erst seine „Jennie Gerhardt“ fand Anerkennung. Dreiser stand dem Kommunismus sehr nah, was ihm Anerkennung in Europa und der UdSSR brachte, aber in seiner Heimat natürlich nicht gern gesehen wurde.

Wichtigste und bekannteste Werke:

  • Sister Carrie (1900)
  • Jennie Gerhardt (1911)
  • Triologie der Begierde (1912, 1914, 1947)
  • Eine amerikanische Tragödie (1925)

Inhalt:

Die junge Caroline Meeber verlässt ihr Elternhaus auf dem Land und will einen Neuanfang in Chicago wagen. Mit dem Traum von einem besseren Leben macht sich das naive Mädchen auf den Weg – und merkt schnell, dass das Leben in der Großstadt nicht so leicht ist, wie sie dachte. Sie bekommt erst einmal Unterschlupf bei ihrer Schwester und deren Ehemann – die ihr nicht sehr freundlich gegenüberstehen und schnell Miete von dem mittellosen Mädchen verlangen. Also muss sich Carrie einen Job suchen, was sich als gar nicht so einfach erweist, wenn man keine Arbeitserfahrung hat. Nach langem Suchen, bekommt Carrie eine Anstellung in einer Schuhfabrik. Doch die Arbeit ist hart, der Umgangston rau, der Lohn gering – und dann muss sie auch noch Geld an ihre Verwandten abgeben. Schnell merkt Carrie: Der Kapitalismus regiert die Welt! Und: Es muss sich etwas ändern!

Nach und nach nimmt das Mädchen ihr Leben immer mehr selbst in die Hand und muss dabei auch einige Lektionen lernen. Sie lebt in wilder Ehe ohne es zu wissen, lässt sich von Männern an der Nase rumführen – und geht trotzdem aus jeder Situation stärker hervor. Ganz im Gegenteil zu den Menschen, die sie hinter sich zurücklässt.

Unsere Meinung:

Wie schon geschrieben, ist Dreiser einer der großen Vertreter des amerikanischen Naturalismus. Das merkt man gleich zu Beginn der Geschichte an seinen ausgedehnten Schilderungen über das Leben in der Großstadt. Gerade im ersten Drittel des Buches wird ausführlich geschildert, wie Carrie in Chicago ankommt, sich dort einfindet und auf Arbeitssuche begibt. Hier bekommen wir als Leser einen ganz genauen Eindruck, wie das Leben damals ausgesehen hat und können in Ruhe unser Kopfkino entfalten. Erst später nimmt die Geschichte mehr Fahrt auf, wenn Carrie sich von ihrer Familie entfernt und langsam in ein – für die damaligen Verhältnisse – ziemlich sittenloses Leben aufbricht.

Vom Grundsatz her ist Carries Geschichte die typische „Vom Tellerwäscher zum Millionär“ Erzählung – nur eben mit dem Unterschied, dass es dieses Mal eine Frau i. Viele Kritiker haben wohl bemängelt, dass die Geschichte nicht direkt aus Carries Sicht geschildert wird. Aber ich finde, das hat der Erzählung keinen Abbruch getan! Mir hat es eher gefallen, dass endlich mal diese Perspektive eingenommen wurde und mal eine Frau die Leiter hochklettert. Zugegeben, zu Beginn wirklich sehr naiv und lässt sich lange von den Männern in ihrem Umfeld beeinflussen, unterdrücken und bequatschen. Aber aus jeder Situation geht sie stärker hervor – ganz im Gegensatz zu den Männern, die auf der Stelle treten oder sogar komplett die soziale Leiter hinabstürzen. Man kann Sister Carrie also definitiv auch als feministisches Buch lesen!

 

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