Darauf haben vielen Leser lange gewartet. Im März erschien endlich der letzte Band von Carlos Ruiz Zafóns Reihe um den Friedhof der verlorenen Bücher: Das Labyrinth der Lichter. 2014 veröffentlichte Zafon anlässlich des Welttag des Buches ja das letzte schmale Bändlein Der Fürst des Parnass, das mich damals allerdings sehr enttäuschte. Meine Meinung dazu könnt ihr hier noch mal nachlesen: Klick!
Und das neue Buch? Wie war das? – Kurz gesagt: Wundervoll. Nach dem enttäuschenden Vorgänger konnte Zafon mich mit Das Labyrinth der Lichter endlich wieder begeistern, mich in die düstere (Unter)welt Barcelons mitreißen. Endlich hat er wieder eine Geschichte gesponnen, die nicht nur die losen Enden der anderen Bände endlich zusammenknüpft, sondern die man einfach verschlingen muss – um dann am besten noch mal die ganze Reihe von vorne anzufangen. Sicher erklärt sich – jetzt wo man alle Zusammenhänge kennt – vieles ganz anders und man durchschaut die oft sehr mystisch-mysteriösen Szenen doch an einigen Stellen besser.
Zum Finale treffen wir noch einmal viele alte Bekannte wieder, deren Schicksal wir so aufmerksam verfolgt haben: Daniel Sempere und seine Bea sowie ihren kleinen Sohn, die immer noch ihren Buchladen betreiben. Der verschrobene Fermín, Julian Carax, Victor Mataix und David Martin – aller werden wieder in die Handlung von Das Labyrinth der Lichter eingeflochten.
Zwischen Krimi, historischem Roman & Mystery
Hauptfigur ist allerdings über weite Strecken die mysteriöse Alicia Gris. Sie arbeitet im Auftrag der politischen Polizei und ihrem dubiosen Mentors Leandro, der ihr einen letzten Auftrag überträgt: Alicia soll das plötzliche Verschwinden des Ministers Mauricio Valls aufklären. Deshalb kehrt Alicia von Madrid zurück nach Barcelona, ihrer Heimatstadt, der sie lange Jahre den Rücken gekehrt hatte. Denn als Alicia noch ein Kind war, rettete ihr dort Fermin in einer Bombennacht das Leben. Seit diesem Tag leidet die junge Frau an einer schweren Verletzung an der Hüfte und seitdem hat sie auch Fermin, der sie tot glaubt, nie wieder gesehen.
In den Unterlagen des verschwundenen Ministers findet Alicia ein Buch, das sie vollkommen in den Bann zieht: Das Labyrinth der Lichter. Der Schriftsteller Victor Mataix erzählt darin die Geschichte über ein Mädchen namens Ariadna, die angeblich jedem, der mit Büchern in Berührung kommt, Unglück bringt. Alicia fühlt sich von diesem Buch an ihr eigenes Schicksal erinnert. Und auf der Suche nach den Hintergründen dieses Buch kommt Alicia natürlich nicht um die Buchhandlung der Semperes drum herum. Und fortan ringt Alicia mit sich selbst: Soll sie diese glückliche Familie in ihre Ermittlungen mit hineinziehen? Soll sie Kontakt zu Fermin aufnehmen, ihm offenbaren, wer sie ist? Oder soll sie die Semperes in Frieden leben lassen, obwohl sie sich so von ihnen angezogen fühlt und hier vielleicht endlich einmal im Leben glücklich werden könnte? Denn die erfahrene Ermittlerin weiß schnell, dass ihr letzter Fall sie alle in große Gefahr bringen wird…
Ich will gar nicht zu viel über die Details verraten. Nur so viel: Carlos Ruiz Zafon entfaltet hier wirklich noch einmal ein ganz großes Spinnennetz aus einzelnen Geschichte, die alle miteinander verbunden wurden. Einiges wird aus den alten Bänden wiederholt, damit auch Leser ohne Vorwissen folgen können. Und selbst mir, die ich doch alle Bände kenne, war es eine Hilfe. Schließlich ist die Lektüre der ersten Bücher schon eine ganze Weile her.
Für mich war Das Labyrinth der Lichter ein toller Abschluss für die Reihe. Endlich wurden einige Verbindungen aufgeklärt, die starke mystische Atmosphäre der ersten Bände wurde endlich wieder zum Leben erweckt. Mir hat es unheimlich viel Spaß gemacht, wieder in diese Welt abzutauchen. Jetzt hab ich fast schon wieder Lust, alle Bände von vorne und am Stück zu lesen.
Vielen Dank an den Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar!
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