Der Krieg und die Kröte von Timothy Findley hat mich regelrecht umgehauen. Und ich frage mich seitdem: Wieso steht dieses Buch nicht auf jeder Leseliste, so wie Im Westen nichts Neues?
Es erzählt vom Krieg, aber nicht mit großen Heldengesten oder pathetischen Reden. Stattdessen zeigt es den Irrsinn aus der Perspektive eines einfachen Soldaten, der zwischen Schützengraben, Kälte, Hunger und der ständigen Angst ums Überleben versucht, irgendwie Mensch zu bleiben. Es ist ein nüchterner, manchmal fast lakonischer Blick auf das Grauen. Genau das macht es so kraftvoll.
Erzählt wird die Geschichte des 19jährigen Robert Ross. Anfangs wächst er behütet in Kanada auf. Doch nach dem Tod seiner Schwester meldet er sich als Freiwilliger für die Armee. Zwischen den Wirren des Krieges in Verdun findet er nicht seine erhofften Vorbilder. Sondern sinnlose Befehle, stundenlange Märsche durch Matsch und das Gefühl, jederzeit sterben zu können. Angesichts dieses Grauens setz er alles daran, zumindest die Kröte, ein Maskottchen seiner Einheit, vor dem Tod zu bewahren.
Wie Remarque schafft es der Findley, den Leser mitten ins Geschehen zu ziehen. Man riecht den Schlamm, hört die dumpfen Explosionen, spürt die Erschöpfung. Aber hier gibt es weniger ikonische Schlachten und mehr diese kleinen, unscheinbaren Momente, die einem das Herz zerreißen – ein Gespräch zwischen Kameraden, ein Blick auf einen toten Feind, der gestern noch hätte leben können.
Ich verstehe nicht, warum Der Krieg und die Kröte von Findley so ein Nischendasein fristet. Es ist ein Antikriegsroman, der nicht weniger schonungslos ist als die ganz großen Klassiker – und vielleicht gerade deshalb gelesen werden sollte. Ein stiller Schlag in die Magengrube. Und ein Buch, das ich nicht vergessen werde.



