Takis Würger: Für Polina

Ich hab gewonnen! Und zwar nicht nur bei einem Gewinnspiel, sondern auch literarisch. Denn ohne dieses Gewinnspiel hätte ich „Für Polina“ von Takis Würger vielleicht nie gelesen. Der Titel und die Beschreibung als „Liebesroman des Jahres“ hätten mich eher abgeschreckt. Aber wenn ganz Instagram über ein Buch schwärmt, ist manchmal tatsächlich etwas dran.

Takis Würger erzählt in „Für Polina“ die Geschichte von Hannes Prager, einem talentierten, aber introvertierten Pianisten. Ihn verbindet seit Kindheitstagen eine tiefe Liebe zu Polina. Ihre Mütter liegen zusammen im Krankenhaus nach der Geburt. Beide ohne den Vater der Kinder im Leben. Und so sind nicht nur die Mütter wie unzertrennlich, sondern auch die beiden Kinder.

Hannes entdeckt auch seine Liebe zur Musik sehr früh. Der introvertierte Junge, der sich scher tut mit sozialen Vorgaben und menschlichen Beziehungen, kann dafür die Melodie in den Dingen und Menschen um ihn rum hören und bald auch auf dem Klavier zum klingen bringen. Doch ein Schicksalsschlag reißt nicht nur die kleine Wahlfamilie auseinander, sondern Hannes schwört deshalb auch der Musik viele Jahre ab. Bis seine innere Leere so groß ist, dass er sich mit der Musik auf die Suche nach Polina macht.

Für mich ist es keine Übertreibung zu sagen, dass „Für Polina“ ein kleines Jahreshighlight für mich war. Nicht nur, weil der Roman fantastisch geschrieben ist, sondern auch, weil Musik in meinem Leben immer eine große Rolle gespielt hat. Schon deshalb hat mich Hannes sofort berührt. Kurz erinnerte mich sein Name und sein Talent am Klavier an Hanno aus Buddenbrooks – vielleicht, weil dieser kleine Klavierspieler auch eine große Rolle in meinem literarischen Leben gespielt hat.

Das Besondere an Für Polina ist, wie eindringlich und zugleich unaufdringlich Würger erzählt. Die Figuren – nicht nur Hannes und Polina, sondern auch die Nebencharaktere wie der alte Heinrich oder der loyale Kollege Bosch sind so fein gezeichnet, dass sie einem beim Lesen gleich ans Herz wachsen.

Für Polina ist ein Roman über Verlust, Sehnsucht und die Kraft der Musik – und ich habe ihn in kürzester Zeit verschlungen. Manchmal sind Hype-Bücher eben zurecht gehypt.

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