Fieber am Morgen ist eines der Bücher, die jetzt bei der Neuauflage des Literarischen Quartetts “diskutiert” wurden. Die Worte die in dieser Runde fielen waren “Holocaust-Kitsch” und “süßlich”. Vergesst das! Das ist es aus meiner Sicht nicht. Es geht eher in die Richtung nostalgisch. Warum?
Péter Gárdos, ungarischer Film- und Theaterregisseur., erzählt die Geschichte wie sich seine Eltern kennengelernt haben. Beide wurden 1945 aus einem KZ bzw. Arbeitslager befreit und vom internationalen Roten Kreuz zur Genesung nach Schweden gebracht. In Schweden angekommen, fängt Miklós, Gárdos Vater, an, Briefe an 117 Ungarinnen, die alle aus Debrecen und Umgebung stammen und in Schweden gelandet sind, zu schreiben.Viele Frauen antworten ihm, doch nur in eine verliebt er sich. Und das ist die 18-jährige Lili. Leider ist Miklós Lunge schwer geschädigt und sein Arzt meint, dass er nur noch sechs Monate zu Leben hat. Davon lässt sich Miklós jedoch nicht beeindrucken, wer gerade eben erst das KZ überlegt hat, stirbt jetzt nicht. Mit diesem naiven Optimismus blickt er einer Zukunft mit Lili entgegen. Das ist auch gut so.
Briefausschnitte und Erzählstimme wechseln sich miteinander ab. Mal ist der Leser im Krankenlager von Miklós, mal von Lili anwesend. Die Orte ähneln sich, obwohl sie kilometer voneinander entfernt sind. Ein Arzt, eine derbe Krankenschwester, viel Bettruhe und unendliche Langeweile umgeben die Pflegebedürftigen. Miklós vergleicht seine Lage mit der Hauptfigur Hans Castorp aus Thomas Manns “Zauberberg”: “Mir geht es wie Hans Castorp. Diese verzerrte Nostalgie …. die ich beim Gedanken an gesunde Menschen verspüre … schmerzt beinahe.” Zauberberg-Kenner wie Cat hätten hier viel zu vergleichen 🙂
Miklós und Lili haben kämpfen dafür, sich besuchen zu dürfen. Bei ihrem ersten Treffen ist Lili dann total entsetzt über das Aussehen von Miklós. Sie bittet zunächst ihre Freundin, sich als Lili auszugeben. Miklos durschaut dieses Spiel jedoch sofort. Nach anfänglichem Schweigen, überwinden sie diese Hürde und kommen sich näher. Nur ein halbes Jahr nach Beginn ihres Briefwechsels wollen sie heiraten. Natürlich sind nich alle davon begeistert, dass zwei Menschen die sich kaum kennen sofort heiraten wollen. Aber ein netter Rabbi aus Stockholm unterstüzt die beiden. Außerdem scheint sich auch Miklós Lungenleiden zu bessern. Seine Überlebenschancen sehen also gut aus.