Normalerweise greife ich nicht so gerne zu Kurzgeschichten. Sie sind oft zu knapp, zu unvollständig, und ich bleibe oft mit dem Gefühl zurück, dass sie mich im Regen stehen lassen. Aber Margaret Atwoods „Gute Knochen“ hat mich positiv überrascht. Die Sammlung zeigt Atwoods Talent, selbst in den kleinsten Texten große Gedanken zu entfalten. Ja, es gibt bessere und schlechtere Geschichten – aber insgesamt habe ich die Lektüre genossen.
Was mich besonders angesprochen hat, war der Fokus auf Frauen und ihre Rolle in der Gesellschaft. Atwood schreibt über Themen, die mich tief berührt haben: wie die Welt Frauen durch ihr Äußeres bewertet, wie ihnen Eigenschaften zugeschrieben werden, die sie gar nicht ausmachen, und wie sie oft in enge gesellschaftliche Korsetts gezwängt werden. Diese Perspektiven fand ich nicht nur spannend, sondern auch extrem relevant – und leider immer noch hochaktuell.
Trotz der Kürze der Geschichten haben viele von ihnen mich zum Nachdenken gebracht. Besonders beeindruckend fand ich, wie Atwood Humor und Schärfe verbindet, um komplexe Themen zugänglich zu machen. Es sind kleine Schlaglichter auf die großen Fragen des Lebens, und sie haben mich mehr mitgenommen, als ich es von Kurzgeschichten gewohnt bin.
Vielleicht bin ich doch nicht so „kurzgeschichten-skeptisch“, wie ich dachte – zumindest nicht, wenn Margaret Atwood sie schreibt.