Die rote Antilope von Henning Mankell erzählt von Molo, einem Waisenjungen aus der Kalahari, der von einem schwedischen Abenteurer nach Europa gebracht wird.
Hans Bengler, gescheiterter Student und Möchtegern-Naturforscher, will in Afrika ein unbekanntes Insekt entdecken, das ihn berühmt macht. Stattdessen nimmt er Molo mit nach Schweden. Der Junge hat seine Familie in der Kalahari verloren, nachdem weiße Siedler sie erschossen haben. Bengler meint er rettet das Kind, indem er es adoptiert. Er findet den Jungen eingesperrt wie ein Tier in eine Kiste und meint, dass er Molo ein besseres Leben bieten kann.
Bengler gibt ihm den Namen Daniel und erwartet, dass er sich der „Zivilisation“ anpasst. Doch egal, wie viele Regeln Molo befolgt, er bleibt ein Fremder. Er wird begafft, untersucht, ausgestellt – ein Exot in einer Welt, die ihn nicht versteht und nicht verstehen will. Und auch sein Ziehvater macht ihm das einleben nicht leicht. Erst wird Molo an einer Leine geführt und überall festgebunden, damit er nicht wegläuft. Angeblich zu seinem eigenen Schutz – aber weit weg von dem Eingesperrt sein in die Kiste ist das nicht.
Wie ein Zirkustier muss Molo Sätze und Regeln lernen. Artig sagt er immer wieder: „Mein Name ist Daniel, ich glaube an Gott“. Aber wer ist dieser Gott eigentlich? Das wird dem Jungen nie erklärt. Während er Schuhe tragen und Türen benutzen muss, träumt er von der roten Antilope, die sein Vater einst in den Fels ritzte. Ein Symbol für Freiheit und Heimat. Heimlich übt er, ob es nicht möglich ist, mit bloßen Füßen über das Wasser zu gehen – zurück nach Afrika.
Mankell schreibt mit großer Eindringlichkeit über Entwurzelung, Rassismus und die Arroganz einer Gesellschaft, die alles Fremde als Kuriosität betrachtet. Die rote Antilope ist ein schmerzhaft schönes Buch – bewegend, wütend machend und tieftraurig.



