Auf kaum ein Buch habe ich so sehnsüchtig gewartet wie auf Dream Count! Chimamanda Ngozi Adichie gehört seit Jahren zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen. Und wie immer schafft sie es, mit ihrer Sprache mitten ins Herz zu treffen.
Diesmal erzählt sie in „Dream Count“ von vier Frauen, deren Leben auf verschiedene Weise miteinander verwoben sind: Chiamaka ist eine nigerianische Reiseschriftstellerin, die während der Pandemie über ihre verpassten Chancen nachdenkt. Zikora, ihre erfolgreiche beste Freundin, steht plötzlich an einem Tiefpunkt . Omelogor, eine finanzstarke Geschäftsfrau, die sich selbst neu kennenlernen muss. Und Kadiatou, die als Hausangestellte von Chiamaka in Amerika lebt und eine Tragödie durchmacht, die alles infrage stellt.
„Dream Count“ dreht sich um die Träume, die wir erreicht haben und um die, die wir verloren haben oder uns genommen wurden. Jede dieser Frauen ringt um ihr eigenes Glück, um ihre Identität, um ihre Wahrheit. Und doch verbindet sie alle das gleiche Bedürfnis: gesehen und wirklich verstanden zu werden.
Gleichzeitig ist es faszinierend, wie unterschiedlich selbst diese vier Frauen sich gegenseitig wahrnehmen. Das Leben hat ihre vier Schicksale auf unterschiedliche Weise verwoben. Aber selbst in diesem engen Kosmos, der eine Art Safe Space ist für die Frauen, gibt es Missverständnisse und Fehlvorstellungen.
Adichies Sprache ist wie immer präzise, poetisch und voller scharfsinniger Beobachtungen über das Leben, die Liebe und die Entscheidungen, die wir treffen – oder die für uns getroffen werden. Besonders berührt hat mich ihre persönliche Anmerkung am Ende, in der sie erzählt, dass der Tod ihrer Mutter das Herzstück dieses Romans ist. Und deshalb auch die Mutter-Tochter-Beziehungen eine große Rolle für den Roman spielen. Auch wenn sie manchmal eher verdeckt daherkommen.
Noch krasser sind die wahren Erlebnisse auf denen die Geschichte der Hausangestellten Kadiatou beruhen. Hier möchte ich nicht zu viel erzählen, um nicht zu spoilern. Aber das Wissen hat der Story für mich noch mehr Drastik und Wucht gegeben.
„Ein „Dream Count“ ist ein ruhiges, reflektierendes, wunderschön geschriebenes Buch. Es ist für mich nicht das beste, was ich von Adichie gelesen habe. Aber dafür hat die nigerianische Autorin die Messlatte einfach auch selbst sehr hoch gelegt mit ihren vorherigen Romanen.



