„Samstagnacht und Sonntagmorgen“ ist ein Roman aus dem Jahr 1958. Nach dem Erscheinen wurde der britische Autor Alan Sillitoe schlagartig bekannt. Der Roman zählt zur Bewegung der „Angry Young Men“. Dieser Begriff wurde als journalistisches Schlagwort genutzt für gesellschaftskritische britische Künstler in den 1950gern und 1960ger Jahren, die sich mit der sozialen Entfremdung und Klassenkonflikten auseinandergesetzten.
Sillitoe erzählt in „Samstagnacht und Sonntagmorgen“ die Geschichte des Protagonisten Arthur Seaton aus Nottingham, der als Akkordarbeiter an der Drehbank in einer Fabrik tätig ist. Arthur ist ein rebellischer und unabhängiger Charakter, der sich gegen die Konventionen und Regeln der Gesellschaft auflehnt. Seine Haltung spiegelt das Gefühl der Arbeiterklasse in den 1950er Jahren wider, die mit den Beschränkungen und der Enge des Lebens kämpfen.
Arthur ist ein Schwerenöter. Er verbringt seine Freizeit vor allem in Bars mit Trinken, Flirten und gerät auch gerne mal in eine Schlägerei. Darüber hinaus hat er eine Affäre mit Brenda, der Frau seines Arbeitskollegen. Aber er lässt sich auch mit Brendas ebenfalls verheirateter Schwester Winnie ein und datet dazu noch die naive Doreen, die schon an Hochzeit und Kinder denkt. Natürlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis dieses Kartenhaus an Affären zusammenfällt und Arthur sich damit auseinandersetzen muss, wohin sein Leben führen soll und dass er lernen muss, Verantwortung für seine Taten zu übernehmen.
Sillitoe schafft einen Protagonisten zwischen Held und Rebell
Der Roman beleuchtet die Spannungen zwischen dem Wunsch nach Freiheit und Individualität und den Verpflichtungen gegenüber Familie, Gesellschaft und Arbeit. Arthur verkörpert das Aufbegehren gegen die Konformität und die Suche nach persönlicher Erfüllung, aber er wird auch mit den Konsequenzen seines Handelns konfrontiert.
„Samstagnacht und Sonntagmorgen“ porträtiert das Arbeitermilieu und die sozialen Veränderungen in Großbritannien der Nachkriegszeit. Es behandelt Themen wie Klasse, Arbeit, Identität, Moral und die Suche nach Sinn. Der Roman fängt die Stimmung und den Geist der Zeit ein und hat einen nachhaltigen Einfluss auf die britische Literaturgeschichte.
Ich kann nach dem Lesen jetzt nicht sagen, dass „Samstagnach und Sonntagmorgen“ mein neuer Lieblingsroman ist oder dass die Handlung mich absolut umgehauen hätte. Aber literaturgeschichtlich finde ich den Roman sehr spannend. Vor allem, weil ich von der „Angry men Bewegung“ zuvor noch nie gehört hatte.
Aber es ist besonders die Sprache von Sillitoe, die mich beim Lesen begeistert hat. Es ist ein faszinierender Mix aus Umgangssprache und fast schon lyrisch wirkenden Phrasen. Sillitoes Stil ist einfach mitreißend und wechselt fließend zwischen nachdenklicher Tiefe, sarkastischen Witzen, politischen Tiraden und naturalistischen Milieuschilderungen. Diese Dynamik hat mir beim Lesen viel Spaß gebracht.