Nach der letzten Seite von Eurotrash habe ich das Buch erstmal zugeklappt und tief durchgeatmet. Nicht, weil es so berührend oder überwältigend war – sondern weil ich einfach nicht wusste, was ich da gerade gelesen hatte. Und was Christian Kracht mir damit sagen wollte.
Christian Kracht beschreibt einen Roadtrip mit seiner Mutter durch die Schweiz. Eine Reise, die ständig zwischen Reue, Resignation, Erinnerung und – ja, auch Ekel – hin und her pendelt. Klingt erst mal vielversprechend. Aber wohin führt das alles? Ist das wirklich Kracht, der da spricht? Oder eine Kunstfigur? Ist das Therapie? Satire? Oder einfach eine weitere postmoderne Übung in ironischer Distanz?
Man liest von psychischen Krankheiten, von Schuld, von inneren Abgründen. Gleichzeitig fällt immer wieder das Stichwort Vermögen, es geht um große Namen, exklusive Orte, privilegierte Kreise. Es entsteht ein merkwürdiger Spagat: zwischen persönlichem Schmerz und dem Luxus, ihn literarisch durch Europa zu tragen.
Natürlich ist das gut geschrieben – Kracht kann Sprache. Und natürlich ist das Verhältnis zur Mutter kompliziert, das will ich gar nicht klein reden. Aber manchmal wirkte es auf mich wie ein bisschen viel: zu viel Selbstmitleid bei zu viel Komfort.
Was bleibt? Eine gewisse Irritation. Und die Frage: Muss man alles verarbeiten, was man erlebt hat, gleich als Roman veröffentlichen? Oder ist genau das Kunst? Oder eben Eurotrash? Ich weiß es nicht. Aber ich habe mich beim Lesen mehrmals gefragt: Was genau will mir Christian Kracht mit diesem Buch eigentlich sagen? Und vielleicht ist genau das der Punkt.




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