In den Wintermonaten bekomme ich immer ganz schlimmes Fernweh. Deshalb habe ich in den letzten Woche viele Bücher und Geschichten aus und über Afrika gelesen. Dann kann man sich beim Lesen wenigstens ein bisschen ins Warme träumen. Mein Lesetipp für den Februar ist daher auch ein Afrika-Klassiker von einer ganz besonderen Autorin, von der viele Geschichten verfilmt wurden und nach der sogar ein Asteroid benannt wurde.
Eckdaten zum Autor:
Karen Blixen, Tania Blixen und Isak Dinesen – drei Pseudonyme hinter denen eine Frau steht: Karen Christence von Blixen-Finecke, geborene Dinesen, die 1885 in Kopenhagen geboren wurde. Und auch unter den Namen Osceola, Peter Lawless,Pierre Andrée zel oder Nozdref’s Cook veröffentlichte die Autorin ihre Novellen und Kurzgeschichten. In ihrem wohlbehüteten und gut betuchten Elternhaus wuchs Blixen mit ihren vier Geschwistern Inger Benedicte, Ellen Alvilde, Thomas Fasti und Anders Runsti auf. Während ihre zwei Schwestern eher musikalisch talentiert waren, entwickelte Blixen ihr sprachliches Talent und besuchte verschiedene Kunstschulen in Kopenhagen, Paris und Rom. 1907, nachdem das Studium beendet war, veröffentlichte Blixen ihre ersten Kurzgeschichten. Bereits als Kind stand sie in Kontakt zu ihrem späteren Ehemann Bror von Blixen-Finecke, der Sohn einer Cousine ihres Vaters. Eigentlich verliebte sich Blixen in Brors Zwillingsbruder Hans, diese Liebe blieb aber unerwidert, sodass sich Blixen mit Bror 1912 verlobte.
Mit ihm ging Blixen nach Kenia, um dort eine Milchfarm zu kaufen. Sie kauften eine kleine Farm am Fuße der Ngong-Berge südlich von Nairobi. Doch als die beiden auf der Farm ankamen, mussten sie feststellen, dass es keine Milch- sondern eine Kaffeefarm war. Das Problem: Damals galt es noch unmöglich, in einer Höhe von 1700m Kaffee anzubauen. Doch Blixen versuchte alles, um das Wunder möglich zu machen. Größere Probleme waren die Trockenperiode zwischen 1915 und 1918, die gestoppte Kaffeeeinfuhr durch die Briten 1917 und diverse Krankheiten in den Rinderherden, der den Aufenthalt in Afrika schwierig für die Eheleute machten. Zudem war Bror wohl kein guter Ehemann, konnte nicht mit Geld umgehen und galt als Womanizer, der sich auch gern mit Prostituierten vergnügte. Aus gesundheitlichen Gründen mussten Blixen und ihr Mann Kenia zwei Mal verlassen. 1920 bat Bror Karen schriftlich um die Trennung, Karen willigte zwar nicht ein, aber 1921 trennten sie sich trotzdem, 1925 wurden sie geschieden. Mit Hilfe ihres Bruder versuchte Blixen die finanzielle Lage der Farm daraufhin zu retten. 1931, nach 17 ertraglosen Jahren, musste Karen Blixen die Farm aufgeben, nach Dänemark zurückkehren und bei ihren Eltern leben. 1934 veröffentlichte sie schließlich ihre sieben phantastischen Geschichten auf Englisch, für die sie kurz darauf ausgezeichnet wurde. In den kommenden Jahren verfasste sie viele weitere Geschichten und ihren einzigen Roman The Angelic Avengers, der in einer Allegorie den Untergang des Nazi-Regimes beschreibt.1962 verstarb Blixen im Alter von 77 Jahren.
Wichtigste / Bekannteste Werke:
- Sieben Phantastische Geschichten,(Die Wege um Pisa; Der alte, wandernde Ritter; Der Affe; Ein Familientreffen auf Helsingör), 1934
- Jenseits von Afrika, 1937
- Schicksals-Anekdoten (Der Taucher; Babettes Gastmahl; Stürme; Die unsterbliche Geschichte; Der Ring), 1960
Inhalt:
Dieses Mal fiel es mir sehr schwer, mich bei dem Lebenslauf der Autorin kurz zu fassen. Aber erstes finde ich das Leben von Tania Blixen unheimlich spannend und zweitens ist ihr Buch Jenseits von Afrika auch eine Art von Autobiografie, die einen Großteil von Blixens Zeit in Afrika schildert. Wobei es hier weniger um sie selbst und ihr Schicksal geht (wie zum Beispiel ihre Eheprobleme oder ihre Affäre mit Dennis Finch-Hatton), sonder in erster Linie um das schillernde, bunte, einzigartige Leben in Afrika. In wenigen Kaptiel erzählt sie einzelne Erlebnisse und Episoden von ihrer Zeit auf der Kaffeeplantage. So berichtet Blixen zum Beispiel von dem Leben der Eingeborenen, die auf ihrer Farm arbeiten, spricht von deren ungewöhnlichen Traditionen und Bräuchen, verbotenen Rituale, Hochzeitsbräuchen aber auch von der Rivalität zwischen den Stämmen. Oder sie erzählt davon, wie sie ein kleines Gazellen-Baby, dass sie Lulu tauft, großzieht. Und von den vielen Kindern, die auf der Farm leben und über deren Schicksale, wie das von dem Kikuyujungen Kamante, dem sie hilft seine Hautkrankheit zu besiegen und der daraufhin zu ihrem treuen Diener wird. So taucht man immer weiter in die faszinierende Welt Kenias ein.
Unsere Meinung:
Ich mochte dieses Buch von Karen Blixen unheimlich gerne. Gut, ich bin sowieso eingeschworener Afrika-Fan. Aber ich glaube, auch für jemanden, der noch nie auf dem dunklen Kontinent war, ist die Lektüre wie eine phantastische Reise in dieses faszinierende Gegend. Es ist kein Abenteuerroman, nicht voller Aktion. Nein, viel mehr mal Blixen mit ihrem ruhigen, nüchternen Sprachstil ein intensives Bild von Afrika mit vielen bunten, kräftig-deckenden Farben auf ihre Literatur-Leinwand in das wir beim Lesen ganz tief eintauchen können. Man spürt förmlich die heiße Luft, den warmen Sand unter den Füßen. Und gerade durch ihre distanzierte Ich-Erzähler wirkt die Kulisse fast natürlich und ungetrübt.
Viele kennen sicherlich den Film Jenseits von Afrika mit Meryl Streep und Robert Redford in den Hauptrollen. – Hier kommt mir mein Film-Unwissen mal wieder zu Gute, denn ich habe diesen Tatsächlich nie gesehen und konnte mich so ganz unvoreingenommen auf die Erzählung von Blixen einlassen. Der Film konzentriert sich wohl vor allem auf die romantische Geschichte zwischen Blixen und Finch-Hatton, diese kommt allerdings in der Buchvorlage im Prinzip gar nicht zu Sprache. Finch-Hatton kommt zwar hier und da mal vor, aber hätte ich mich nicht nach der Lektüre etwas schlau gemacht, wäre ich nicht wirklich darauf gekommen, dass die beiden ein Liebespaar waren. Allerdings finde ich es auch schöner so. Hätte sich Blixen auf diese Liebesgeschichte konzentriert, wäre diese einzigartige Essenz von Afrika in den Hintergrund gerückt – und um diese geht es ja hier eigentlich und sie zeichnet diese wunderbare Geschichte eben auch aus.
Vielen Dank an den Manesse Verlag für das Rezensionsexemplar!