From Gilmore Girls to Gilmore Girls (And Everything in Between)
Fangen wir doch gleich mal mit der Wahrheit an: Der Untertitel ist sowas von irreleitend, denn in den wenigsten Kapiteln geht es um die Gilmore Girls. Was ist diese Buch also? Es ist eine Ansammlung von Kapiteln zu allenmöglichen Themen, die sich wie in einem Essay-Band aneinanderreihen.
Lauren Graham startet chronologisch und erzählt von der Trennung ihrer Eltern, wie sie aufwuchs, wie sie studiert hat und wie ihre Schauspielkarriere began. Das ist ein sehr netter und unterhaltsamer Anfang. Sehr süß ist, dass einige Kinderfotos von ihr im Buch enthalten sind. Weiter geht es mit lustigen Anekdoten aus der Studentenzeit und von ersten Vorsprechen, die in die Hose gegangen sind.
Dann endlich nach mehr als 60 Seiten kommt sie auf die Anfänge der Gilmore Girls zu sprechen: Wie sie für die Rolle gecastet wurde, obwohl sie gleichzeitig noch bei einer anderen Produktion unter Vertrag stand. Wie sie Alexis erst sehr spät in einer Hotellobby kennengerlent hat, als schon feststand, dass sie beide die Rollen bekommen haben. Was wäre gewesen, wenn sie als Mutter-Tochter-Duo gar nicht richtig zusammengepasst hätten oder die Chemie zwischen ihnen nicht gestimmt hätte. Aber, oh Wunder, sie haben sich auf Anhieb verstanden und sind sofort dicke Freunde geworden. Was für ein glücklicher Zufall!
Merkt ihr was? Lauren Graham kommt nicht ein einziges kritisches Wort über die Lippen! Alles war wundervoll, das Drehbuch war super, die Leute waren „so lovely“, naja ok, nur die Arbeitszeiten waren verdammt hart – aber für so eine tolle Rolle werden Schauspieler ja gern zum Workaholic.
Es folgt ein Rückblick auf die ersten sieben Staffeln von Gilmore Girls und ich dachte mir: super, jetzt kommen bestimmt ein paar spannende Einblick hinter die Kulissen. Stattdessen hat sie die damalige Mode und ihre Frisuren Staffel für Staffel kommentiert:
Fashion and hair: Wow, lots of leather blazers und blue eye shadow? For some reason, I was very into blue eye shadow this year. My makeup artist at the time worried it was a bit much, but I liked anything bright and bold for Lorelai.“
Lieblingsszenen werden nochmal nostalgisch betrachtet und dann folgt auch schon das abrupte Ende der Serie. Die Schauspieler wussten selbst lange nicht, dass es keine 8. Staffel geben würde und haben deswegen selbst nie das Ende von Gilmore Girls gefeiert und sich voneinader verabschiedet.
Bis zur Rückkehr der Gilmore Girls schwadroniert Lauren dann weiter über Projekte aus den Jahren dazwischen: Ihr erstes Buch, ihre Teilnahme in der Jury von Project Runway, ihre Rolle in der Serie Parenthood. Hier lobt sie ihre Schauspielkollegen und alles drum herum über den Klee und es scheint, als ob sie diese Serie viel lieber mochte als Gilmore Girls.
Ihr merkt schon, das Buch ist ein einziges langes Geplänkel mit Anekdoten aus Hollywood. Besonders kitschig wird es dann, wenn Lauren Graham von den ganzen Szenen in Gilmore Girls: A year in life erzählt, bei denen ihr vor lauter Ergriffenheit die Tränen kamen. *Schnief* Sie war scheinbar so überwältigt von der Rückkehr, dass sie die ganzen Dreharbeiten über ein emotionals Wrack war. Sollen wir ihr das glauben?
Mit der Glaubwürdigkeit ist es so eine Sache in dem Buch. Vor allem bei einem ganz speziellen Thema: Der Hollywood-Jugendwahn. Sie schreibt:
I’d like to age gracefully, although I’m not yet entirely sure what that will mean. I just know there are certain things I don’t want to have to do to look younger. (…) For starters, as a viewer, I just can’t stand it when it’s all I can see. Suddenly I go from watching a scene with two actors I like to being more focused on a conversation between Upper Lip Filler and Botox, and it’s too distracting.
Ähm, ja, haben wir uns nicht alle darüber aufgeregt, wie glatt gebügelt und steif ihr Gesicht ist?! Sie schreibt weiter:
If I could be guaranteed that no one, including myself, would notice something I did to my face to look younger or somehow better, maybe I’d do it, but I feel like I have one of those faces that shows that sort of stuff too easily, and I don’t want to be worried that you’ll start mistaking my forehead for a skating rink.
Liebe Lauren, hälst du deine Fans für blöd? Natürlich sehen wir, dass dein Gesicht nicht auf natürliche Weise altert!
Ihr seht also, es gab einige Stellen im Buch, die mich genervt haben. Außerdem waren mir viele anderen Sachen schon aus Interviews bekannt. Es gibt also wenig Tiefgründiges, was der Leser aus diesem Buch wirklich mitnehmen kann. Es ist halt leider doch nicht mehr als eine PR-Masche für noch mehr Aufmerksamkeit. Wirklich schade!
Wie schade! Das Buch stand auch auf meiner Wunschliste, aber jetzt reizt es mich gerade so überhaupt nicht mehr. Potential für das Buch wäre ja eigentlich genug da gewesen, schade dass Lauren Graham das scheinbar nicht genutzt hat. Die angesprochenen Kritikpunkte würden mich auch sehr nerven.
LG
Julia