Welches war das Buch in diesem Jahr, von dem ich mir wenig versprochen habe, das mich dann aber positiv überrascht hat? (und Begründung)
Britta: Wenig versprochen? Das kann ich so nicht sagen. Wenn ich mir von Büchern nichts oder wenig verspreche, dann lese ich sie eigentlich auch nicht. Dafür gibt es viel zu viele gute Bücher, die auf einen warten. Aber ich habe dieses Jahr Christopher Isherwood für mich entdeckt. „Mr. Norris steigt um“ war mein erstes Buch von ihm und ich hatte vorher ehrlich gesagt gar keine Meinung dazu, wusste nur, dass es ein absoluter Klassiker ist. Und deshalb dachte ich: Ich les das mal! Für mich als Berlinerin war es besonders schön, in die den kurzen Anekdoten, die Isherwood schreibt, die Vergangenheit meiner Heimatstadt zu erleben, bekannte Straßen und Orte wieder zu entdecken in Geschichte. Ich bin unheimlich gern mit ihm ins Berlin der 30iger Jahre abgetaucht.
Laura: Ich habe mir tatsächlich von „Das Geräusch des Lichts“ von Katharina Hagena wenig versprochen und es nur angefangen zu lesen, weil es ein Geburtstagsgeschenk war und schon so lange auf dem SuB lag. Die Originalitäte des Buches und die fantasievollen Geschichten, die durch bestimmte Motive miteinander verknüpft werden haben mich dann doch sehr positiv überrascht. Die Stimmung des Buches und der ganze Schnee in Kananda haben aber zufällig jetzt auch voll zur Jahreszeit gepasst.
Welches war das Buch in diesem Jahr, von dem ich mir viel versprochen habe, das mich dann aber negativ überrascht hat? (und Begründung)
Britta: Viel versprochen hatte ich mir von Anna Karenina. Ein Mammutprojekt, das ich diesen Herbst in Angriff genommen hatte. Es ist ja ein absoluter Klassiker der Weltliteratur, den man mal gelesen haben sollte. Aber ich musste mich echt durchbeißen. Der Titel ist eigentlich völlig fehlleitend. Denn Anna Karenina ist gar nicht die Hauptgeschichte, sondern es geht noch um viele andere Personen und deren persönliche Verwicklungen. Und unheimlich viel darüber, dass die Bauern es ja eigentlich viel besser hätten als die Reichen. Diese Verklärung der Situation der Bauern hat mich dann doch auch irgendwie genervt. Das Buch zog sich unendlich in die Länge. Dass Anna irgendwann tot ist, hat auch keine der Figuren wirklich interessiert. Der letzte Teil kommt sogar komplett ohne Anna und ihr Schicksal aus.
Welches war eure persönliche Autoren-Neuentdeckung in diesem Jahr und warum?
Britta: Eine absolute Entdeckung war für mich dieses Jahr Samuel Selvon mit seinem Roman um „Die Taugenichtse„. Die Helden seiner Geschichte könnten nicht bunter sein. Das fällt schon bei den Namen auf: Moses, Big City und Fünf-nach-zwölf sind aus der Karibik ins London der Nachkriegszeit gekommen. Voller Hoffnung auf bessere Zeiten, ein besseres Leben und eine neue Heimat voll neuer Möglichkeiten. Denn ab 1948 holte die britische Regierung aus den karibischen Kolonien zahlreiche billige Arbeitskräfte nach Großbritannien. Mit der Migrationsthematik ist dieses Buch so brandaktuell wie damals zu seiner Veröffentlichung. Für die etwas entspanntere Lektüre habe ich in diesem Jahr die Outlander-Reihe von Diana Gabaldon für mich entdeckt. Wundervolle historische Schmöker. 😀
Laura: Für mich war das Edward St Aubyn. Durch Zufall bin ich auf einen Zeitungsartikel gestoßen, der sein neustes Buch „Dunbar“ vorstellte: Shakespeares „King Lear“ modern erzählt. Da mich das Hogarth Shakespeare Projekt eh total interessiert und ich schon eines der anderen Bücher gelesen habe, musste ich mir „Dunbar“, nachdem ich den Zeitungsartikel gelesen hatte, sofort bestellen. Bisher habe ich großen Spaß bei der Lektüre und nach weiteren Recherchen ist jetzt auch „Melrose“ auf meine Leseliste gewandert. Es ist also tatsächlich für mich persönlich ein neu entdecketer Auto, auch wenn ihn viele von euch sicher schon kennen.
Welches war euer Lieblings-Cover in diesem Jahr und warum?
Britta: Ich habe dieses Jahr das Taschenbuch zu Laksmi Pamuntjaks „Alle Farben rot“ gelesen.
Nicht nur die Geschichte ist unheimlich schön und berührend. Sondern auch das Cover finde ich wirklich wunderschön. Die farbliche Gestaltung passt perfekt zum Titel und die der asiatische Touch der Zeichnungen unterstricht den Inhalt. Ich bin schon so oft im Buchladen darum herumgeschlichen. Und von weiten konnte ich das Cover immer leuchten sehen. 🙂
Laura: Vor kurzem habe ich mir „Ein wilder Schwan“ von Michael Cunningham gekauft. Gelesen hab ich es noch nicht, aber gekauft habe ich es auch, weil ich das Cover so super schön und edel fand. Jetzt hoffe ich, dass auch der Inhalt gut ist. Es wird definitiv das nächste Buch sein, dass ich lesen.
Welches Buch wollt ihr unbedingt in 2018 lesen und warum?
Britta: Ich habe schon ein bisschen in den Verlagsvorschauen für 2018 gestöbert und ganz tolle Schätze entdeckt, die ich unbedingt lesen will. Allen voran erscheinen neue Bücher von meinen Lieblingsautoren Banana Yoshimoto (Diogenes) und Deon Meyer (Aufbau Verlag). Außerdem soll auch ein weiterer Roman von Fuminori Nakamura herauskommen, der eine meiner Neuentdeckungen 2016 war. Und ich möchte gerne die 12-bändige Reihe von Anthony Powell weiterlesen: Ein Tanz zur Musik der Zeit.
Laura: 2018 will ich den 4. Band der Elena-Ferrante-Reihe lesen, ganz klar! Darüber hinaus will ich aber auch weiter meinen SuB abbauen und Bücher lesen, die schon seit 1-3 Jahren darauf warten. Zum Beispiel will ich endlich mal „Tausendundeine Nacht“ zu Ende lesen. Das habe ich im Studium mal angefangen und nie bis zum Schluss geschafft. Jetzt bekomme ich immer ein ganz schlechtes Gewissen, wenn ich es im Regal stehen sehe. Daher schaue ich mich gar nich so sehr um, welche neuen Bücher im nächsten Jahr erscheinen. Es gibt einfach zu viele gute und lesenswerte Bücher!
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