Khaled Hosseini: „Tausend strahlende Sonnen“

„Mariam war fünf, als sie zum ersten Mal das Wort harami hörte.“

Khaled Hosseinis „Tausend strahlende Sonnen“ ist ebenso wie sein Vorgänger „Drachenläufer“ zu einem Bestseller geworden. Obwohl der Roman bereits von 2007 und „Drachenläufer“ sogar schon aus 2003 ist, habe ich es tatsächlich erst in den letzten Monaten geschafft, diese beiden bewegenden Romane zu lesen. Schande über mich, dass ich damit so lange gewartet habe. Umso mehr habe ich jetzt die Lektüre genossen.

Als kurze Zusammenfassung des Inhaltes sei gesagt, dass es hier um die Lebensgeschichten zweier Frauen von unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Charakteren geht. Mariam wächst als Bastardkind auf dem Land in einer notdürftig eingerichteten Hütte in ärmlichen Verhältnissen auf. Mit 15 Jahren wird sie an einen rund 30 Jahre älteren Schuster nach Kabul verheiratet. Dort muss sie eine Fehlgeburt nach der anderen und den gewalttätigen Zorn ihres Gatten ertragen. Die deutlich jüngere Laila genießt eine gute Schulbildung und liberale Erziehung in Kabul, da ihr Vater Lehrer ist. Als ihre Eltern einem Bombenanschlag zum Opfer fallen, nehmen die Nachbarn Raschid und Mariam die schwer verletzte Laila bei sich auf. Raschid nimmt sie gegen den Willen Mariams zur zweiten Ehefrau und so sind sie gezwungen fortan unter demselben Dach zu leben.

Beim Lesen ist mir die Erzählstruktur aufgefallen. Der Roman ist in drei Teile gegliedert. Der erste Teil handelt nur von Mariam. Der zweite ausschließlich von Laila. Im dritten Teil fließen ihre Schicksale ineinander und dementsprechend wechseln die Kapitel zwischen Lailas oder Mariams Perspektive ab. Das Kapitel ist dann jeweils mit Laila oder Mariam plus einem Datum überschrieben, sodass der Leser gleich zuordnen kann, wo er/sie sich befindet. Durch diese Technik steigert sich die Spannung und man kann beim Lesen wirklich toll beobachten, wie beide Charaktere sich entwickeln und wie jede ihre Abneigung gegen die andere überwindet und einen Schritt auf die andere Frau zugeht. Der Roman erhält dadurch viel mehr Dynamik und Tiefe. Trotz dieser regelmäßigen Perspektivwechsel entsteht eine abgerundete Harmonie. Der Kreis schließt sich, als die beiden Frauen sich gegen Raschid verbünden, sich gegenseitig beschützen und für ihr Freikommen kämpfen. Die traurige Geschichte nimmt eine überraschende Wendung. Am Ende leuchtet ein Funken Hoffnung auf ein besseres Leben. Mehr möchte ich hier jedoch nicht verraten.

Ich kann noch hinzufügen, dass der Inhalt so spannend war, dass ich kaum auf den Erzählstil geachtet habe. Dennoch stelle ich mir die Frage, wie den Text empfunden hätte, wenn ich es auf Englisch gelesen hätte. Beim nächsten Werk von Khaled Hosseini ist Englisch ein muss.

Wenn man sich für den Autor und weitere Hintergrundinformationen interessiert, empfehle ich auf jeden Fall einen Besuch der offizielle Website von Khaled Hosseini: http://www.khaledhosseini.com/ In kleinen Videosequenzen spricht Khaled Hosseini über verschiedene Themen. Da er ja eigentlich Mediziner ist, hat mich interessiert wie er zum Bücher schreiben kam und ob er weitere Projekte plant. In dem Video „Future Projects“ sagt er aus, dass er gerne nicht nur Romane sondern beispielsweise auch mal Theaterstücke schreiben möchte. Außerdem will er nicht zwingend nur über Afghanistan schreiben, denn ihm geht es mehr um die Familienschicksale, die er erzählt.

Mich erstaunt sehr, dass er bisher tatsächlich nur zwei Romane geschrieben hat und beide ein voller Erfolg sind. Hoffentlich schreibt er noch mehr und belässt es nicht bei diesen beiden.

 

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2 Kommentare

  1. Ich liiiiebe Hosseinis Bücher! Die sind so schön, so spannend, traurig und herzergreifend! Das ist wirklich Lesespaß auf höchsten Niveau!

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