Josh Weil: Das gläserne Meer

Nächste Woche erscheint ein ganz toller, neuer Wälzer im Dumont-Verlag. In „Das gläserne Meer“ geht es um die Zwillingsbrüder Jarik und Dima. Sie wachsem im alten kommunistischen Russland auf und erleben den Umschwung mit. Denn als sie erwachsen geworden sind, ist ihre Heimatstadt geprägt von Wirtschafts- und Fortschrittsgedanken. Um den  landwirtschaftlichen Ertrag steigern zu können, bauen mächtige Männer ein riesiges Gewächshaus. Das ist nicht genug. Damit die Pflanzen dauerhaft Licht bekommen und dadurch schneller wachsen, werden Satelitenspiegel in den Himmel geschossen. Sie spiegeln Nachts das Sonnenlicht auf die Stadt, sodass es niemals dunkel wird.
 
Zwei Brüder, die unzertrennlich erscheinen 
In dieser futuristischen Welt schufften Jarik und Dima tagtäglich lange, harte Schichten im Gewächshaus, der sogenannten Oranzeria. Von dem bisschen Geld das sie verdienen muss Dima die Mutter und Jarik seine Frau und zwei Kinder durchbringen. Anfangs scheinen die beiden damit zufrieden zu sein, gemeinsam zu arbeiten und dadurch miteinander viel Zeit zu verbringen. Vor allem Dima hängt sehr an seinem Zwillingsbruder, während Jarik sich immer wieder zwischen seiner Familie und Dima hin- und hergerissen fühlt.
Die Kluft wird größer
Die Brüder haben unterschiedliche Weltanschauungen: Dima ist ein Träumer und hängt der alten Welt nostalgisch nach. Er hat eine Sehnsucht nach ewas unerreichbarem, wie Jarik ihm vorwirft. Dimas Ziel ist es, genügend Geld anzusparen, um gemeinsam mit Jarik den alten Bauernhof ihres Onkels zurückzukaufen und dort dann mit der gesamtem Großfamilie zu leben. Jarik ist realist und sieht, dass das unmöglich ist. Die Oranzeria breitet sich rasend schnell kilometerweit aus und frisst die gesamte Umgebung und alle alten Höfe auf. So driften die Brüder auseinander und beschreiten unterschiedliche Wege. Dima wirft seinen Job hin und führt dann nur noch ein Lotterleben, sein Sparwahn lässt ihn zum Streuner werden. Jarik dagegebn bekommt eine Beförderung nach der anderen und traut sich nicht, diese abzulehnen. Diese entgegegengesetzten Entwicklungen erzeugen den Spannungsfaktor in der Geschichte. Und plötzlich wird einem bewusst, dass das Thema „Entscheidungen treffen“ eine ausschlaggebende Rolle spielt:

„Und in dieser Welt hängt alles von Entscheidungen ab, die wir treffen. Und welche Geschichte könnte besser davon erzählen […] als die von zwei Brüdern, Zwillingen, die sich so unterschiedlich entscheiden?“ (S. 329)

Fazit
Der Riss zwischen den beiden Brüder, der immer größer wir, nimmt einen emotional mit. Beim Lesen fragt man sich immer, ob es eine Wende geben wird und die Brüder am Ende wieder zueinanderfinden werden. Aber wir sind heir ja nicht bei Rosamunde Pilcher, das wäre zu einfach. Die ganze Geschichte ist viel komplexer. Letztendlich stehen dahinter auch gesellschaftspolitische Ansätze. Denn die Art und Weise wie die Gesellschaft dargestellt wird, ist wichtig um nachvollziehen zu können, warum Dima darin seinen Platz nicht findet. Er kann sich mit der aktuellen Gesellschaftsform nicht identifizieren und wirkt heimatlos. Jarik hingehen scheint das Ganze nicht groß zu hinterfragen, sondern sieht sich einfach nur dazu gezwungen, für seine Familie zu sorgen – auch wenn er dafür Opfer bringen muss. Wie es bei manch dicken Büchern so ist, muss man am Anfang etwas in die Geschichte reinfinden, aber am Ende lohnt sich die Lektüre auf alle Fälle!

Es ist nicht die ideale Strandlektüre, sondern eher mal wieder was anspruchsvolles! Damit verschwinde ich nun in meinem wohlverdienten Urlaub 🙂

Infos zum Buch:
Roman
Aus dem Amerikanischen von Stephan Kleiner; Originaltitel: „The Great Glass Sea“
672 Seiten, Hardcover
Erscheint am: 26.08.2015 im Dumont Buchverlag
Preis: 24,99 Euro
ISBN 978-3-8321-9797-1
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Ein Kommentar

  1. Hallo und schonmal einen schönen Aufbruch in den Urlaub!

    Das Buch hört sich wirklich sehr interessant an und ich muss auch gestehen, dass ich das Cover sehr ansprechend finde! Dieses Buch gehört vermutlich zu jenen die das Regal ziemlich aufwerten 🙂

    Liebe Grüße!

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