Waris Dirie: Wüstenblume

Von der Wüste Somalias in den Großstadtdschungel von New York, vom Nomadenmädchen zum Super-Model – diese unglaubliche Verwandlung hat Waris Dirie tatsächlich durchlebt. Welche Schritte sie bis dahin gehen musste, schildert Dirie in ihrer Autobiografie mit dem Titel Wüstenblume:
“Auf dem Weg des Lebens – sei es in tobenden Stürmen, im wärmenden Sonnenschein oder mitten im Auge eines Zyklons – hängt es allein vom Willen ab, ob man überlebt oder nicht.”

Waris Dirie wird irgendwo in der Wüste Somalias geboren und wächst dort in der kargen Landschaft und unter schwierigsten Bedingungen auf. Schon früh müssen die Kinder mithelfen, damit die Familie überhaupt überleben kann: Wasser suchen, Tiere hüten und füttern – und natürlich wenig Essen gehören für sie zum Alltag. Mit fünf Jahren wird Dirie beschnitten – und leidet Höllenqualen. Doch erst als ihr Vater sie mit einem viel älteren Mann verheiraten will, flieht sie. Mit einem Zwischenstopp in Mogadischu landet sie schließlich als Dienstmädchen im Haus des somalischen Botschafters in London. Dort wird sie letztlich von einem Fotografen entdeckt und legt so den ersten Grundstein für Ihre Modellkarriere. Doch auch dort erinnert sie sich immer wieder an ihre Mutter, hat Heimweh nach der Wüste – und leidet weiter unter den Folgen ihrer Beschneidung. Deshalb berichtet sie in einem Interview über die schmerzhafte und schreckliche Tradition in ihrem Heimatland und setzt sich danach für andere Opfer sowie gegen dieses Ritual ein.
So beeindruckend die Lebensgeschichte von Waris Dirie ist und wie toll ich es auch finde, dass sie sich so für die armen Mädchen einsetzt, die ebenfalls unter ihren Beschneidungen leiden – das Buch konnte mich leider nicht wirklich berühren. Zunächst einmal finde ich die Sprache schon ziemlich anstrengend…. Natürlich soll eine Autobiografie kein literarischer Erguss sein… aber das genaue Gegenteil hätte nun auch wieder nicht sein müssen. Das ganze Buch wirkte irgendwie unbeholfen geschrieben, kratze immer nur an der Oberfläche der Ereignisse und Personen. Vieles schien auch nur „Names Dropping“ zu sein: Ja, ich habe Naomi Campbell getroffen und wir hatten einen Fotoshooting zusammen. – Ob Dirie heute noch Kontakt zu Campbell hat o.ä. wird aber nie wieder erwähnt.
Außerdem hatte ich beim Lesen die ganze Zeit das Gefühl, von oben herab angesprochen zu werden. So à la: Du findest dich zu dick! Hör auf zu Jammern! In Afrika hungern die Menschen! – Du bist unzufrieden mit deinem Leben! Dann tu was!  Dabei wird aus der Autobiografie nur zu oft deutlich, dass Waris Dirie selbst nur durch eine große Verkettung von Zufällen bis nach London und schließlich auf die Laufstege gekommen ist.
Vielleicht waren meine Ansprüche an das Buch einfach zu hoch, nachdem vor einigen Jahren ein so großer Wirbel um das Buch und anschließend um die Verfilmung gemacht wurden. Aber ich denke, dass mich die Geschichte ohne diese ständigen Belehrungen viel besser gefallen hätte.

 

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2 Kommentare

  1. Ich weiß, was du meinst und stimmte dir zu, dass wir wirklich über vieles Nörgeln, worüber man gar nicht meckern müsste. Natürlich versteht jemand, der jeden Tag um sein Essen und Trinken kämpfen musste nicht, warum wir versuchen immer weniger zu essen. Aber neben diesen beiden Beispielen gab es noch zahlreiche mehr… und irgendwann fand ich es dann einfach zu viel! Es war einfach der Grundton des ganzes Buches, der mich gestört hat. Die Geschichte dahinter ist ohne Zweifel faszinierend! 🙂

    LG Cat

  2. Ich habe das Buch nicht gelesen, kann von daher nichts zum Stil sagen. Ich weiß nur nicht, ob es tatsächlich "von oben herab" ist, wenn Waris Dirie die europäische Nörgelei versucht zu unterbinden. Wie gesagt, ich kenne das Buch nicht, aber ich kann das ein wenig nachempfinden. Wir nörgeln nämlich auf sehr hohem Niveau, das fällt mir jedes Mal auf, wenn ich aus Ägypten zurück komme. Nur mal so am Rande 😉

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