Knut Hamsun Kinder ihrer Zeit

Knut Hamsun: Kinder ihrer Zeit

Knut Hamsun ist ein bekannter, norwegischer Schriftsteller, der von 1859 bis 1952 gelebt hat. Für “Segen der Erde” erhielt er 1920 den Literaturnobelpreis. Ich habe mich jedoch entschieden, “Kinder ihrer Zeit” zu lesen, weil es oft mit den “Buddenbrooks” verglichen wird und mich daher das Thema interessiert hat.

Verfall des Landadels

Im Mittelpunkt der Erzählung steht das Landgut Segelfoß auf einem idyllischen FleckchennErde im Norden Norwegens. Das Gut wird bereits in dritter Generation von Willatz Holmsen bewirtschaftet. Doch leider verfügt er über wenig Wirtschaftssinn und gibt das Geld mit vollen Händen aus. Braucht er neues Geld, wird eben etwas verkauft. Schließlich muss er einen noblen Lebensstil aufrechterhalten und auch Frau und Kind soll es an nichts fehlen. Daran, dass sein Sohn in ferner Zukunft auch noch große Flächen zum Bewirtschaften haben soll und es nicht im Sinne seiner Vorfahren ist, dass er das Erbe eher verkleiner als vergrößert, denkt er wenig. Es mangelt ihm schlicht an Tüchtigkeit und Wirtschaftssinn. Er ist gutmütig und sorgt sich um die Arbeiter und Bauern die seine Äcker pflügen. Er kommt zum Beispiel großzügig für die Ausbildung deren Kinder auf, ohne eine andere Leistung dafür zurückzubekommen.

Als eines Tages Tobias Holmengraa auftaucht und um ein kleines Stück Land bittet, um sich ein bescheidenes Häuschen darauf bauen zu können, willigt Holmsen ein. Er freut sich über das Geld, verlangt aber einen bescheidenen Preis. Denn verhandeln liegt ihm nicht. Gott sei Dank steht ihm ein Freund bei und sorgt dafür, dass ein angemessener Preis vereinbart wird. Bei einem bescheidenen Häuschen für Holmengraa bleibt es aber nicht. Denn der hat, spitzbübisch, ganz andere Pläne. Im Laufe der Jahre luchst er Holmsen immer mehr Flächen ab und errichtet darauf eine große Import- und Exportfirma mit der er mächtig Geld macht. Während natürlich Willatz Besitz kontinuierlich vor sich hin schrumpft und dieser einach nur wie erstarrt zusieht.

Auf diesem kleinen Fleckchen Erde prallen zwei Welten aufeinander: Fortschritt und Modernität stehen gegen Tradition und Gemütlichkeit gegenüber. Es ist absehbar wohin das führen wird.

Vergleich mit “Buddenbrooks”

So gesehen kann man die Geschichte wirklich mit den Buddenbrooks vergleichen. Handel ist der Weg zu Aufstieg und Reichtum. Sich auf seinem Gut und alten Geld auszuruhen führt zu nichts. Auch Willatz Sohn taugt nicht zum Geschäftsmann. Er ist Musiker und verschwindert lieber nach England und Deutschland, um Komponist zu werden. Diese Künstlerfigur ist ja auch bei Thomas Mann vertreten.

Ich fand die Geschichte interessant zu lesen, muss aber gestehen, dass ich die steife, altdeutsch-anmutende Sprache anfangs sehr ungewöhnlich fand. Das erste Drittel war sehr holprig zu lesen. Irritiert hat mich anfangs vor allem auch, dass bei den Dialogen oft unklar war, wer gerade spricht. Ich konnte nicht zuordnen, welche Figur, welche Sätze sagt. Also sprachlich sicher nicht empfehlenswert. Aber mit nur 240 Seiten hat man an diesem Werk ja auch nicht so lange zu knabbern. Das kann man schon durchhalten.

Wer also mal wieder ein Klassiker à la Buddenbrooks lesen möchte, kann sich “Kinder ihrer Zeit” ja mal näher anschauen.

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3 Kommentare

  1. Buddenbrooks hat mich ein bisschen verzaubert und ich hätte es fast als Examensthema genommen, wobei selbst mein Prof abgeraten hat, weil man sich dafür in kurzer Zeit durch jede Menge Mann´sche Wälzer durcharbeiten muss. Immerhin konnte er über “Joseph und seine drei Bände” lachen.

    Ich finde es toll, dass ihr über Bücher, die gerade nicht brennend aktuell sind, berichtet – so lassen sich einige Schätze heben! Das kommt mir sehr entgegen, weil ich mich eh immer frage, was ein Buch zum Bestseller macht und ob man sozusagen jetzt schon sehen kann, was man lesen muss, um in 20 Jahren sagen zu können, dass mans ja gleich gewusst hat. Oder ist diese Überlegung zu hipsteresk? Jedenfalls treibt mich das spätestens seit dem Studium um.

    Vielleicht kommt ja irgendwann eine bessere Übersetzung? Bzw. es wäre interessant zu wissen, ob die Originalversion auch so ist. (Und wenn ja, was das soll – kann ja “technisch” gesehen kein Zufall sein, wenn das über 240 Seiten immer unklar ist.

    Ich habe hier: http://www.literatur-internet.de/tag/der-turm Der Turm besprochen, der ja hin und wieder als Buddenbrooks-Nachfolger gehandelt wird.

    Wart ihr schon mal in Lübeck? Die Stadt ist wunderschön und definitv eine Reise oder zumindest einen Ausflug wert, wenn man mal zB in Hamburg oder am Meer Urlaub macht.

    Viele Grüße

    1. Hallo,
      ja, wir haben an der Uni die eine oder andere Hausarbeit über Thomas Mann und die Buddenbrooks geschrieben. Frag mal Britta, die hat, glaube ich, in ihrer Magisterarbeit über die Musik bei Thomas Mann geschreiben 😉
      In Lübeck war ich leider noch nie, würde aber gerne mal hin.
      Und ich bin voll deiner Meinung: Ich lese gerne neue Sachen, aber ich möchte trotzdem auch Klassiker und ältere Werke lesen, die sich etabliert haben. Denn die sind oft wirklich besser als irgendwelche gehypten und schnell vergessenen Neuerscheinungen. Nur an den “Turm” habe ich mich bisher nicht gewagt, weil ich davon nicht wirklich viel positives gehört habe.
      Grüße zurück.
      Laura

      1. Ich klinke mich hier auch mal ein 🙂 Ja, ich habe meine Magisterarbeit über die Buddenbrooks und den Zauberberg geschrieben. Keine leichte Kost. Aber nach dem 5. Mal lesen ist der Zauberberg gar nicht mehr so schlimm 😉

        Eine Besprechung zu Tellkamps Turm gibt es bei uns sogar auch schon unter
        http://buchlingreport.de/2013/11/12/uwe-tellkamp-der-turm/
        Mir hat es, ehrlich gesagt, nicht so wirklich gefallen. Da sind mir die schrulligen Buddenbrooks tausendmal lieber.

        Viele Grüße
        Britta

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