Donna Tartt: Die geheime Geschichte

Endlich komme ich dazu, euch von meinem Leseexperiment für den Monat Juni zu berichten. Leider hat es etwas länger gedauert, da mir die Fußball-WM etwas die Lesezeit geraubt hat. 😉 Aber nun bin ich wieder voll dabei und kann euch über ein ganz spannendes Buch berichten. – Aber zu allererst wie immer die Aufgabe: Lies ein Buch, das dir ein Fremder empfohlen hat. Puh, gar nicht so einfach! Aber die Mädels vom Readpack haben zum Glück noch einige Hilfestellungen gegeben. Als Fremder zählt in diesem Fall auch jemand, mit dem man sich sonst nie über Bücher unterhalten hat, aber auch Rezensionen und Leseempfehlungen von Amazon, aus Zeitschriften und Zeitungen oder dem Fernsehen. Ich hatte in diesem Fall Glück, denn ich war grade im Kontakt mit dem Goldmann Verlag und die haben mir ein Buch von Donna Tartt ans Herz gelegt. Da ich von dieser Autorin noch gar nichts gelesen hatte, dachte ich: Das passt doch perfekt!

“Der Schnee in den Bergen schmolz schon, und Bunny war seit ein paar Wochen tot, ehe uns der Ernst unserer Lage allmählich dämmerte”


Der 20jährige Richard Papen wächst mitten im Nirgendwo von Kalifornien auf. Zu seinen Eltern hat er kein gutes Verhältnis, eigentlich will er nur raus aus der Kleinstadt und etwas erleben. Nach dem Schulabschluss ergreift er deshalb sofort die Gelegenheit und beginnt ein Studium im weit entfernten Vermont. Dort angekommen wird Richard schnell auf eine Gruppe von 5 Schülern und ihren Griechisch-Professor aufmerksam: Francis, Henry, Edmund – genannt Bunny – und die Zwillinge Charles und Camilla sind die einzigen Studenten, die von Julian Morrow unterrichtet werden. Sie sind immer unter sich, kommen alle aus reichem Elternhaus und irgendwie scheint die Gruppe eine besondere Aura zu umgeben, von der sich Richard magisch angezogen fühlt. Er schafft es in ihren Kreis aufgenommen zu werden und genießt zunächst ihren dekadenten Lebensstil mit viel Alkohol, Spritztouren aufs Land und ihre Suche nach den Geheimnissen der alten Griechen. Doch schnell wird klar: Irgendetwas stimmt hier nicht. Die fünf verbergen irgendetwas. Und dieses Geheimnis ist so groß, dass sie sogar Bunny, der droht alles zu verraten, umbringen!

Keine Sorge! Diese letzte Information ist kein Spoiler! Dass Bunny stirbt, wird nämlich schon auf der ersten Seite verraten. Doch durch diese Vorwegnahme verliert die Story keineswegs an Spannung. Stattdessen will man nun umso eher wissen, wieso es dazu kommt, was zuvor passiert ist und wie die Clique danach mit diesem Mord umgeht.

Das erste, was mir beim Lesen der Geschichte einfiel, war: Der Club der toten Dichter! Schon von Anfang an haben sich diese Ähnlichkeiten abgezeichnet: eine exklusive Gruppe Studenten mit besonderer Beziehung zu ihrem Lehrer, die Hingabe zur Literatur – hier der Griechen anstatt Walt Whitman, wie im Club der toten Dichter. Bei beiden Gruppen versuchen die Jugendlichen in gewisser Weise zu sich selbst zu finden und sogar das fiktive College von Donna Tartt ist im selben Bundesstaat angesiedelt. (Wer diesen Klassiker unter den Filmen nicht kennt, sollte ihn sich unbedingt mal anschauen!) Es geht um Selbstfindung, das Austesten von Grenzen und auch ein bisschen um die Rebellion gegen das Elternhaus. In dieser Hinsicht ist das Buch von Donna Tartt also nichts neues. Aber was es so besonders macht, ist die Atmosphäre, die sich beim Lesen entwickelt. Sofort habe ich mich in Richard eingefühlt, konnte durch seine Augen alles mitverfolgen. Zwar kam er mir immer sehr passiv in seinem Handeln vor. Aber dadurch ist er für diese Geschichte auch der perfekte Ich-Erzähler. Durch seine Augen sehen wir, was passiert. und fallen genau wie er in den Bann der fünf anderen. Außerdem taucht man so absolut in die sublim-mysteriöse Welt der Clique ein, wird zum Teil von ihr und selbst ihre völligen perfiden Pläne scheinen beim Lesen absolut nachvollziehbar.

Also eine absolut runde Geschichte, die sprachlich schlicht gehalten ist und dennoch eine einschlagende Wirkung auf den Leser hat! Ich kann euch dieses Erstlingswerk von Donna Tartt deshalb wirklich nur ans Herz legen!

Vielen Dank an den Goldmann Verlag für das Rezensionsexemplar!

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5 Kommentare

  1. Hey Alex,

    ja, für den Distelfink hatten wir uns zuerst auch beworben. Der ist ja grad in aller Munde. Aber da es keine Rezensionexemplare mehr gab, hat der Goldmann Verlag uns netterweise Die geheime Geschichte empfohlen. Und schon nach der Zusammenfassung war ich total gespannt auf die Story. Und ich wurde definitiv nicht enttäuscht!

    GLG Cat

  2. das hört sich richtig interessant und und da "Der Club der toten Dichter" mein Lieblingsfilm ist, denke ich, dass auch das Buch etwas für mich wäre…..danke für den Tipp! Kommt gleich mal auf meine Wunschliste!
    LG Martina

  3. Nach "Der Distelfink" bin ich ja schon verliebt in Donna Tartt und "Die geheime Geschichte" wartet noch auf meinem SUB… da ist sie gerade deutlich vorgerückt! Danke für die tolle Beschreibung, die so richtig Lust auf das Buch macht.
    Die Empfehlung vom Verlag finde ich übrigens perfekt. Eine schöne Idee das Experiment abzuschließen!

    Viele liebe Grüße, Alex

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